Und auch im Werbemarkt konnte das Blatt entgegen dem allgemeinen Trend nicht vom Anzeigenaufschwung profitieren. Während zu Jahresbeginn manche Ausgabe um die 30 Prozent brutto an Anzeigenvolumen verlor, sah es zuletzt aber nicht mehr ganz so düster aus: Nielsen weist für das Halbjahr ein Anzeigenminus von 7,4 Prozent brutto aus. Die aktuelle Krisensituation im "Focus"-Management ist Gift für die Gespräche bei den Werbeagenturen. Der neue Geschäftsführer Burkhard Graßmann und Chefredakteur Weimer sind derzeit unterwegs bei den großen Agenturen, um für den Titel zu werben.

Unterdessen ist die positive Aufbruchstimmung vom Juli 2010 mittlerweile verflogen, die Redaktion spart nicht an Kritik. So mancher wundert sich, dass Weimer Texte, die er bereits an anderer Stelle veröffentlicht hat, im "Focus" reycelt. Wie beispielsweise im Text "Der Überflieger" (50/10) über Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg – ein Recycling seiner Laudatio, als der Ex-Verteidigungsminister "Politiker des Jahres 2009" wurde. Ebenfalls mehrfach genutzt: Ein Beitrag aus Weimers Vorgänger-Blatt "Cicero" vom August 2006 erschien erneut in "Focus" 18/11 als "Die Lücke, die Gott lässt." Und: Im Extra-Heft zur Katastrophe in Fukushima brachte Wolfram Weimer in "Focus" die gleiche Zitate-Sammlung, wie sie schon in "Cicero" 2/05 zu lesen war. Auch das Memo "Die spielen Schuldenmonopoly" (51/10) erinnert stark an einen Blog-Beitrag Weimers aus dem Jahr 2008.


Autor: Lisa Priller-Gebhardt

Sie schreibt als Autorin überwiegend für W&V. Im Zentrum ihrer Berichterstattung steht die geschwätzigste aller Branchen, die der Medien. Nach der Ausbildung an der Burda Journalistenschule schrieb sie zunächst für Bunte und das Jugendmagazin der SZ, Jetzt. Am liebsten sind ihr Geschichten der Marke „heiß und fettig“.