Weltbild-Verkauf zieht sich hin – Erotik muss schon mal weichen
Bischof Robert Zollitsch sorgt sich um die Mitarbeiter des Weltbild-Verlags beim geplanten Verkauf. Daher herrscht nun keine Eile in der Katholischen Kirche - außer bei der umstrittenen Porno-Literatur: Die muss fix weichen.
Die Katholische Kirche will beim Weltbild-Verlag nichts überstürzen und tritt daher beim im November beschlossenen Verkauf auf die Bremse. Zuvor sind die Augsburger wegen erotischer Buchangebote in die Schlagzeilen geraten – der Auslöser für die Kirche, sich von Weltbild zu lösen. "Wir werden den Verlag nicht auf überhastete Weise verkaufen", sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in Freiburg der Nachrichtenagentur "dpa". Der Erhalt der Arbeitsplätze in dem katholischen Verlag habe eine sehr hohe Priorität. Es werde daher keinen übereilten Verkauf geben.
Aber: Für die Zeit vor dem Verkauf setzt die Kirche nun Veränderungen in ihrem Sinne innerhalb des Verlags durch. Zollitsch: "Die Geschäftsführung von Weltbild verbannt seit Wochen lückenlos dem katholischen Verständnis widersprechende Schriften." Dazu gehörten auch die innerhalb der Kirche auf Kritik gestoßenen Erotik- und Esoterik-Titel. Ende November hat die Kirche zudem einen neuen Aufsichtsratschef für den Verlag benannt. Manch einem Kritiker reicht das Entfernte nicht aus - noch sind Werke zum Thema zu finden, die sich der Erotik und der Pornografie filmisch oder wissenschaftlich nähern.
Am Ziel, den Verlag zu veräußern, halte die Kirche aber uneingeschränkt fest. Einen Verkauf in den kommenden zwei Jahren bezeichnet Zollitsch gegenüber "dpa" als realistisch. "Aber sicherlich nicht als Schnellschuss in den nächsten Monaten." Ein Aus des Verlags und ein drastischer Abbau der Arbeitsplätze sollen verhindert werden. "Wir müssen das im Interesse der Mitarbeiter im Blick haben", sagt der Freiburger Erzbischof. "Wir haben eine soziale und menschliche Verantwortung." Nach Angaben von Zollitsch hat es bereits vor vier Jahren konkrete Verhandlungen mit Kaufinteressenten gegeben; diese seien jedoch ohne Ergebnis beendet worden. Ein Verkauf des Verlags werde Zeit in Anspruch geben, da es aufgrund seiner Größe nicht allzu viele mögliche Käufer gebe (einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag hat auch W&V Online zu unterbreiten...).
Die Kirche muss noch weitere offene Fragen klären. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, das ein erheblicher Teil christlicher und katholischer Bücher auch über Weltbild vertrieben wird, teilweise in großen Zahlen", sagt Bischof Zollitsch der Nachrichtenagentur. "Wir müssen die Frage beantworten, wie wir künftig ähnlich erfolgreich diese Literatur verbreiten können." Es müsse ein Vertriebsweg für die Zeit nach dem Verkauf des Weltbild-Verlags gefunden werden.
Der Augsburger Verlag ist im Oktober in die Kritik geraten, weil er im Internetangebot auch Erotik- und Esoterik-Literatur hat. Selbst Papst Benedikt XVI. hat sich Anfang November indirekt zur Debatte geäußert. Er mahnte, dass es an der Zeit sei, die "Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken". Die Verlagsgruppe Weltbild mit rund 6400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt mehr als 1,6 Milliarden Euro gehört zwölf katholischen Diözesen, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin. Weltbild zählt zu den größten Buchhändlern Deutschlands und ist unter anderem an den Filialen der Buchkette Hugendubel beteiligt.