TNS Emnid: Noch beziehen die Deutschen News aus TV und Zeitung
Doch die Studie "Informationsverhalten 2.0“ belegt auch: Bei den unter 30-Jährigen gelingt es klassischen Medien nur noch bedingt, ihre Seriosität auf die Internetangebote zu übertragen und damit bei den Jungen zu punkten.
Mitten im "Informationszeitalter 2.0" haben die klassischen Medien (noch) die Nase vorn, wenn sich der Bürger informieren will. es um das Konsumieren von Informationsangeboten geht. Laut der neuen Studie "Informationsverhalten 2.0“ der TNS Emnid Medienforschung liegen Zeitung und Fernsehen beispielsweise als Informationsquelle für aktuelle Nachrichten auf den Spitzenpositionen. Die Analyse durchleuchtet das Informationsverhalten des Durchschnittsdeutschen in diesen Zeiten. Fazit: 91 Prozent der deutschen Bevölkerung mit Internetzugang informiert sich im Fernsehen über aktuelle Nachrichten. Für drei Viertel ist die klassische Tageszeitung Informationsquelle für das Weltgeschehen und mit deutlichem Abstand dienen Radio und Internet noch mehr als der Hälfte der Befragten als Informationsquelle. Gerade diejenigen Befragten, die sich im Internet auf dem Laufenden halten, nutzen auch deutlich häufiger Zeitschriften und Magazine zur Information. In der Gruppe der unter 30-Jährigen Onliner sind Tageszeitung und Internet als Informationsmedien inzwischen von nahezu gleicher Bedeutung.
Den klassischen Medien-Anbietern gelingt es laut TNS Emnid, die eigene Vertrauenswürdigkeit und Seriosität in das weltweite Netz zu übertragen: 61 Prozent der deutschen Onliner vertrauen denjenigen Webseiten, deren Anbieter sie bereits als Verlag oder TV-/Radio-Sender kennen, eher als den Webseiten anderer Anbieter. Jedoch: 58 Prozent sind der Meinung, dass es heutzutage keinen Unterschied mehr mache, ob eine Nachricht in einer Zeitung oder im Internet steht. "Die Rolle der klassischen Medien auch im Informationszeitalter 2.0 darf somit keineswegs unterschätzt werden. Allerdings sollten sich sich die Medienanbieter auch keiner Überschätzung hingeben“, rät Claudia Knoblauch, Projektleiterin bei der TNS Emnid Medienforschung.
Vertrauenswürdigkeit ist demnach eines der entscheidenen Merkmale von Informationsanbietern – denn dies kann für den so wichtigen Profit sorgen: So erklärt sich knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) bereit, für eine Nachrichtenquelle, der sie vertrauen und die sie nutzen wollen, auch zu zahlen. Diesem Anteil jedoch stehen 40 Prozent gegenüber, denen es unter dem monetären Aspekt egal ist, woher sie ihre Informationen beziehen: Frei nach dem Motto „Hauptsache, es kostet mich nichts“. Zum Teil klare Unterschiede ergeben sich im regionalen Vergleich zwischen West und Ost: So zeigt sich im Westen ein sensiblerer und kritischerer Umgang mit Informationen und damit verbunden ein Hang zu klassischen (Print-) Medien, die auch für Orientierung im World Wide Web sorgen. Hingegen zeigen sich die Bundesbürger im Osten des Landes deutlich weniger kritisch in Bezug Herkunft von Informationen - und sie sind der Analyse zufolge zudem deutlich preissensibler.
Die Unterschiede zwischen Jung und Alt sind zum Teil erheblich. Bei den unter 30-Jährigen gelingt es den klassischen Medien nur noch bedingt, ihre Seriosität auf die Internetangebote zu übertragen. "Der Vergleich nach Altersgruppen in Bezug auf die Vertrauenswürdigkeit klassischer Medien gleicht einer Chronologie des Bedeutungsverlusts", so TNS Emnid. In Zahlen: Während 63 Prozent der über 50-Jährigen den klassischen Medien grundsätzlich mehr vertrauen als den Angeboten des Internet, so ist es nur noch die Hälfte der 30- bis 49-Jährigen und bei den 14- bis 29-Jährigen nur mehr ein Drittel. "Was bedeutet es für die Informationsgesellschaft 2.0, wenn 70 Prozent der unter 30-Jährigen keinen Unterschied mehr zwischen Zeitung und Internet entdecken können?“, fragt Knoblauch. "Hier ist zwar selbstverständlich nicht vom Verschwinden klassischer Medienangebote die Rede, aber von einer Veränderung ihrer Bedeutung in einer konvergenten Medienwelt. Die Wertschätzung unabhängiger, professionell recherchierter und begründet beurteilender Information muss man sich als klassischer Anbieter heute in einem neuen Medium erst (wieder) erarbeiten. Denn: Nicht das Gefühl für Informationen, wohl aber das Gefühl für ihren Wert lässt nach“, führt Knoblauch aus.
TNS Emnid befragte für die Studie "Informationsverhalten 2.0“ vom 1. bis 28. Juni 2009 insgesamt 989 Deutsche ab 14 Jahren mit Internetzugang. Dazu wurden insgesamt 989 Personen befragt, die repräsentativ für die bundesdeutsche Bevölkerung ab 14 Jahren mit Zugang zum Internet sind. Deren Anteil in der gesamtdeutschen Bevölkerung entspricht zurzeit 69 Prozent. Die Studie ist Teil der TNS Emnid-Themenreihe "Das Mediennutzungsverhalten der Deutschen".