Köhler stürzt über PR-Debakel
Am Dienstag tritt Petra Diroll ihren neuen Job als Sprecherin des Bundespräsidenten an. Seit Montag 14 Uhr ist klar: Die erfahrene ARD-Redakteurin kommt zu spät.
Am Dienstag tritt Petra Diroll ihren neuen Job als Sprecherin des Bundespräsidenten an. Seit Montag 14 Uhr ist klar: Die erfahrene ARD-Redakteurin kommt zu spät.
Diroll folgt auf Martin Kothé, der das Bundespräsidialamt vor wenigen Wochen verlassen hatte - angeblich nach Meinungsverschiedenheiten mit Amtschef Hans-Jürgen Wolff. Die sprecherlose Zeit in Schloss Bellevue erwies sich für den Hausherren als fatal: Nach einem missglückten Interview mit dem Deutschlandfunk hat Bundespräsident Horst Köhler seinen Rücktritt erklärt. Zu heftig waren die Reaktionen auf seine Äußerung, Auslandseinsätze der Bundeswehr dienten auch dem Welthandel und dazu, "bei uns.... Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern".
Köhler fühlte sich von seinen Kritikern missverstanden und beteuerte, es sei ihm niemals um die Rechtfertigung von Wirtschaftskriegen gegangen. Doch der mediale Schaden am Amt und am Nervenkostüm des Bundespräsidenten war nicht mehr zu kitten. Die Diskussion lasse "den notwendigen Respekt vor dem höchsten Staatsamt vermissen", erklärte er in einer überraschend einberufenen Pressekonferenz in seinem Berliner Amtssitz.
Bis zur Neuwahl des Staatsoberhauptes übernimmt kommissarisch der Präsident des Bundesrates die Geschäfte. Das zwischen den Ministerpräsidenten der Länder turnusmäßig wechselnde Amt hat zurzeit der Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen inne. Regierungssprecher an der Weser ist Hermann Kleen.