Info-Rückgang? ARD-Programmchef Herres keilt zurück
Dass eine Analyse der Otto-Brenner-Stiftung der ARD schwindende Informations-Anteile im Programm nachweisen will, macht Programmchef Volker Herres richtig sauer. Und dann will sein Programmbeirat auch noch die Fiktion umkrempeln.
ARD-Programmchef Volker Herres geht auf die Barrikaden – und zwar gegen Behauptungen, die in einer Studie von Otto-Brenner-Stiftung und Netzwerk Recherche aufgestellt werden. Demnach soll der Info-Anteil im Ersten massiv zurückgegangen sein. Mitnichten – pariert nun Herres. Vielmehr sei der Anteil an Information im ARD-Programm in den letzten Jahren konstant gegeblieben - 2010 bei 43 Prozent. "Die Information macht damit nach wie vor den größten Programmanteil im Ersten aus“, heißt es in einer Mitteilung der ARD vom Donnerstagnachmittag.
Auch im Hauptabendprogramm habe Das Erste seinen Informationsanteil nicht gekürzt, vielmehr werde dieser ab Herbst im Ersten noch gesteigert, betont Herres. Gemeint ist: Mit Günter Jauchs Einstieg als ARD-Talker wird die eine zusätzliche Talksendung zu aktuellen, auch politischen Themen im Programm haben. Zu den zwei wöchentlichen Sendeplätzen für politische Magazine und dem wöchentlichen Wirtschaftsmagazin "Plusminus" - ab Herbst mit fünf Minuten mehr Sendezeit- beschäftigt sich "Hart aber fair" ab 5. September immer schon ab 21.00 Uhr mit überwiegend politischen Themen. Und: Es werde auch künftig wöchentlich zwei Dokumentationen geben, versichert Herres. Erst kürzlich haben die Intendanten auf ihrer Sitzung in Würzburg beschlossen, bei aktuellen Ereignissen zusätzliche Sondersendungen einzuschieben. Hintergrund sind die starken Quoten für den Info-Reigen in diesem Frühjahr rund um das Erdbeben und den Atom-GAU in Japan sowie über die Unruhen in Nordafrika.
Doch Herres holt noch weiter gegen die Otto-Brenner-Analyse aus. Die These, die Fernsehnachrichten seien unpolitischer geworden, bleibe für die "Tagesschau" eine Behauptung ohne Belege. Er setzt dagegen: Die "Tagesschau" sei die Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen, die am stärksten auf politische Inhalte setze. Interessanterweise werde das in der Studie selbst sogar bestätigt. Herresrügt: "Dieser Kritik am Ersten fehlt die inhaltliche Substanz. Den Ausführungen, die den Eindruck erwecken sollen, eine empirische Studie zu sein, mangelt es an den notwendigen Belegen für die aufgestellten Behauptungen.“
Verbesserungsvorschläge fürs fiktionale Programm – also auch für die Unterhaltung – kommen indes am Donnerstag vom ARD-Programmbeirat. Das Beratungsgremium hinter Programmchef Herres, bestehend aus neun Rundfunkräten aus den ARD-Anstalten, würde gern sehen, dass Themen von aktueller und gesellschaftlicher Relevanz gelegentlich im Rahmen von "Themenabenden" behandelt würden. Optimierungsmöglichkeiten sieht der Beirat bei Produktionen am Freitagabend sowie bei einigen Serien am Nachmittag und Vorabend: Hier sollte die hohe Popularität der Filme und Serien noch intensiver genutzt werden, um mehr Gesellschaftskritik und Werte zu transportieren, so das Gremium in einer eigenen Mitteilung.
Interessant: Der Programmbeirat will, dass die fiktionalen Highlights intensiver beworben und möglichst viele fiktionale Angebote online gestellt werden – ein Vorhaben, das in der Vergangenheit in der Frage "Was darf die ARD im Web?“ eine entscheidende Rolle gespielt hat. Der ARD-Programmbeirat pocht auch erneut darauf, dass ein fester Spielfilmplatz im Hauptabend des Ersten eingeführt wird – so wie die Reihe "SommerKino im Ersten" ab 2012 in der Sommerpause von "Hart aber fair", montags um 20.15 Uhr.