
"Grazia": Die erste Heftkritik
Am 11. Februar wird es im Regal mit den Frauenzeitschriften wieder etwas enger: Dann startet Klambt sein wöchentliches Frauenmagazin "Grazia". W&V-Redakteurin Manuela Pauker hat sich das Probeheft angesehen.
Am 11. Februar wird es im Regal mit den Frauenzeitschriften wieder etwas enger: Dann startet Klambt sein wöchentliches Frauenmagazin "Grazia". 350.000 bundesweit ausgewählte Haushalte sowie die Kundinnen der Parfümeriekette Douglas haben schon jetzt das Vergnügen, in einem kostenlosen Probeheft zu blättern.
Der erste Eindruck, den das Heft hinterlässt, ist durchaus positiv. Zwar sticht die Aufmachung – Hollywood-Star auf dem Cover, Ankündigung eines Modespecials – nicht extrem aus der Masse der Mitbewerber, etwa Bauers Life & Style, heraus. Doch der Hochglanztitel vermittelt gut, was die Leserin im Innenteil zu sehen bekommt: Klatsch, Promis, Mode, News, Lifestyle. Nicht mehr und nicht weniger.
Angenehm: Beim Aufblättern der ersten Seiten wird man nicht gleich mit einer Fülle an layouterischen Gimmicks erschlagen, die Seiten sind nicht überfrachtet und relativ ruhig gestaltet. Vielleicht etwas knallig geraten ist der Einsatz der Schmuckfarbe Gelb im Ressort Themen der Woche – etwas Zurückhaltung kann da künftig nicht schaden.
"Grazia" will auch aktuelle Themen diskutieren. Die heiße Frage „Sollen Burkas verboten werden?“ ist aber vielleicht doch ein wenig schlicht behandelt: Auf jeweils knapp 20 Zeilen äußern zwei Redakteurinnen ihre Meinung dazu. Das ist nicht viel Platz für ein facettenreiches Thema. Vielleicht liest sich die Argumentation auch deswegen ein wenig arg simpel: „Eine Burka ist nicht einfach ein größeres Kleid“, warnt da etwa Burka-Abschaffungs-Befürworterin Bettina Lüke. Also: Ein wenig mehr darf die Redaktion ihren Leserinnen wohl schon zutrauen.
Insgesamt ist die Mischung von weichen Mode- und Lifestyle-Themen mit den härteren Newsgeschichten für die Redaktion offenbar ein wenig schwierig. Zu drastisch darf es auf keinen Fall sein – und so ist ein Beitrag über den unverändert weitergehenden Tourismus in einigen Ecken des erdbebenerschütterten Haiti groß mit einem Kreuzfahrtschiff in einer lauschigen Bucht aufgemacht. Lediglich ein kleines Foto, auf dem eine Mutter ihrem Kind Wasser einflößt, deutet die Probleme dezent an.
Weitere News-Themen – Charlotte Roche steigt bei der Talkshow „3 nach 9“ aus, für Flughäfen werden Nacktscanner diskutiert – sind leider nicht mehr wirklich neu. Aber auch hier erfolgt die Kritik unter Vorbehalt: Die Ausgabe dürfte vorproduziert worden sein, „echte“ Aktualität kommt dann hoffentlich in den regulären Ausgaben.
Nichts zu meckern gibt es an der Modestrecke. Das Rad wurde zwar nicht neu erfunden – das ist ohnehin kaum noch möglich – doch die Seiten sind solide und übersichtlich aufgebaut. Der vielbemühte „Nutzwertfaktor“ ist gegeben, was im übrigen auch für die Kosmetik-Seiten gilt. Wenig aufregend, aber ebenfalls solide dargeboten: die Wohn-, Food- und Reiseseiten.
Fazit: Für den Preis von zwei Euro, die "Grazia" regulär kosten soll, ist die Leserin gut bedient. Das 136 Seiten starke Probeheft bietet einen schönen Überblick über Mode, Promis, Lifestyle und diverse aktuelle Themen. Wer "Life & Style", "InTouch", "OK!" und "Gala" mag, wird auch von "Grazia" sicher nicht enttäuscht – zumal die Themenmischung etwas breiter ausfällt als bei den Mitbewerbern.