9Live stellt Live-Betrieb ein
Ende Mai ist Schluss: Ab dann gibt es keine Live-Call-TV-Formate mehr beim Mitmachsender 9Live. Ab Juni kommt bis auf Weiteres Fiktion aus der Konserve - und ProSiebenSat.1 baut den Sender um.
Auf 9Live kommen herbe Einschnitte zu. Nach Informationen von W&V Online hat ProSiebenSat.1 dem Team seines Mitmachsenders am späten Mittwochnachmittag auf einer Betriebsversammlung verkündet, dass der TV-Kanal zwar weiter bestehen bleibt, aber zum 31. Mai seinen Live-Betrieb einstellt. Das gilt auch für die Call-TV-Produktionen auf den anderen Sendern der ProSiebenSat.1-Familie. Ab Juni werden auf 9Live bis auf Weiteres fiktionale Programme gezeigt. Fortgesetzt werden indes die von 9Live produzierten Gewinnspiel- und Audiotext-Aktivitäten der Gruppe. Der Grund für den radikalen Umbau liegt in den starken Erlös-Rückgängen in den vergangenen Monaten. In Unternehmenskreisen geht man davon aus, dass am Donnerstagmorgen mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen der TV-AG weitere Informationen folgen.
Seit Ende vergangenen Jahres ist immer wieder zu hören gewesen, dass der früher boomende Bereich Mitmach-TV augfrund der rigiden Gewinnspielsatzung unter Druck steht und 9Live-Chef Ralf Bartoleit bis zum Frühjahr neue wirtschaftliche Modelle vorlegen soll. Die Umsätze sind im gesamten Markt in den vergangenen zwei Jahren drastisch zurückgegangen. In den vergangenen Jahren hat es verschiedene Versuche gegeben, den Kern des Call-TV zwar zu erhalten, aber das Konzept zu verändern.
9Live sei nach den Veränderungen durch die Gewinnspielsatzung ein Modell, mit dem man leben könne, aber es sei "kein attraktives Leben", hat ProSiebenSat.1-CEO Thomas Ebeling zuletzt bei Präsentation der Jahreszahlen 2010 Anfang März offen zugegeben. Es gebe "keine attraktive Wachstumsstrategie", so der Konzernchef im März. Damals hat Ebeling zwei Optionen in Aussicht gestellt: Optimieren oder die Frequenz neu aufstellen. In Teilen hat die TV-AG mit den Vorarbeiten schon in den vergangenen Monaten begonnen.
Schon länger wird spekuliert, dass der Frauensender Sixx, der ebenfalls zum Unternehmen gehört, 9Live-Plätze in diversen Kabelnetzen übernehmen könnte; diesen Zusammenhang hat ProSiebenSat.1 stets bestritten. Denkbar ist aber auch eine andere Variante: Sixx-Chefin Katja Hofem-Best verantwortet mittlerweile auch das sogenannte New Channel Developement in der TV-Holding. Sprich: Sie soll Konzepte für neue Kanäle entwickeln. Und die bräuchten dann eine Frequenz. Der TV-Konzern sieht noch Platz für weitere Kanäle, sowohl im Free- als auch im Pay-TV. "Wir denken in allen Märkten über neue Sender nach", so Ebeling zuletzt Anfang März.