We Pad: Und es funktioniert doch!
Nach der missglückten Pressekonferenz vor zwei Wochen haben die WePad-Macher ihr Gerät heute in kleiner Runde vorgestellt. W&V-Redakteurin Judith Pfannenmüller war dabei.
Nach der missglückten Pressekonferenz vor zwei Wochen haben die WePad-Macher ihr Gerät heute in kleiner Runde vorgestellt. W&V-Redakteurin Judith Pfannenmüller war dabei.
Die Vorwürfe, beim WePad handle es lediglich um eine Simulation, konnte Helmut Hoffer von Ankershoffen heute in einer kleine Runde von Journalisten und Mitgliedern der Facebook-Community ausräumen. Der Sprecher der WePad GmbH - einem Joint venture der Softewarefirmen Neofonie und 4tiitoo - präsentierte ein vollfunktionsfähiges WePad, an dessen Software lediglich noch ein paar kleine Optimierungen vorgenommen werden müssen. So ruckeln zum Beispiel die Videoanwendungen im Vollbild noch ein bisschen. Und die Touchscreen-Tastatur hatte an einer Stelle einen Wackelkontakt. Das alles soll bis Juni optimal laufen.
Vor zwei Wochen hatten die WePad-Macher über 100 Journalisten zur Präsentation des Tablets geladen. Dann jedoch konnten sie die Funktionen des Geräts aber nicht live vorführen, weil der WePad erst kurz vor der Präsentation aus dem Zoll freigekommen war und keine Zeit mehr geblieben war, das vom Hersteller testweise aufgespielte Windows durch das eigene Linux-Betriebssystem zu ersetzen und die Magazin-Publishing-Software rechtzeitig aufzuspielen. Ein vorliegendes, funktionsfähiges Gerät älteren Datums habe man aber nicht in die Kamera halten wollen, erklärt Ankershoffen. Blogosphäre und Journalisten hatten den WePad-Machern - die als David gegen den Goliath Apple iPad antreten wollen, daraufhin vorgeworfen, der WePad sei lediglich ein "Fake". "Wir haben handwerkliche Fehler gemacht," räumt Ankershoffen nun ein.
Das Gerät, das nach den Vorgaben der Berliner in China von einen taiwanesischen Unternehmen (Original Device Manufacturer) gefertigt wird, ist größer und schwerer als der I-Pad. Doch das muss kein Nachteil sein. Denn der WePad liegt im Querformat gut in der Hand und verfügt rechts und links über praktische, übersichtliche Navigationsleisten, die sich über die Daumen steuern lassen. Mehre Applikationen lassen sich gleichzeitig öffnen und sie werden automatisch live aktualisiert.
Der Vorteil des WePads für Verlage: Sie können, wenn sie den WePad beispielsweise zusammen mit einem Abo vertreiben, die Oberfläche nach ihrem Gusto gestalten, und neben der gewünschten E-Magazine -Applikation einen Werbekanal installieren, der direkt auf der Homescreen auftaucht und von ihnen vermarktet werden kann. Ob man ihn wegklicken kann oder nicht, entscheiden ebenfalls die Verlage. Auch die Preisgestaltung für ihre Angebote haben sie in der Hand.
Neofonie entwickelt derzeit mit einigen Verlagen neue interaktive, videolastige Werbeformen, mit denen man via Geodaten zum Beispiel für ein Produkt direkt den Weg zu einem Händler in der Nähe weisen kann. Die Magazinseiten passen optimal auf den Bildschirm und müssen nicht mühsam wie bei einem PDF hin und hergeschoben werden - das ermöglicht Lesegenuss. An den Abo-Erlösen will WePad mitverdienen, allerdings werde der Anteil unter den 30 Prozent liegen, die Apple verlange. Auch am E-Commerce-Traffic, der über Shopappliktionen auf dem WePad generiert wird, will die WePad GmbH einen einprozentigen Anteil einbehalten. Üblicherweise liege der Anteil hier zwischen drei und acht Prozent, sagt Ankershoffen. Der WePad soll verschiedene Bezahlsysteme unterstützen, darunter Paypal, Firstgate, aber auch die Abrechnung über die Telefonrechnung.
Die Verhandlungen mit allen relevanten Verlagshäusern laufen derzeit auf Hochtouren, Ankershofffen könnte sich auch vorstellen, den Bertelsmann-Onlinekiosk "Readspot" in die We Magazine-Plattform zu intergrieren. Gerüchte, wonach Verlage sich an Neofonie oder der WePad GmbH beteiligen wollen, bestätigte Ankershoffen. Beteiligungsversuche habe es gegeben, man wolle aber "fremdbeteiligungsfrei" bleiben. Anteile von WAZ und Madsack an der ebenfalls auf dem WePad intergrierten Neofonie-Suchfunktion "We Find" kaufe man gerade zurück.
Der WePad soll über alle klassischen Handelspartner und Onlineshop vertrieben werden, die Deals würden gerade abgeschlossen. Für die ebenfalls angepeilten älteren Käuferzielgruppen werde aber noch an einem Vertriebskanal gebastelt. Ob es sich dabei möglicherweise ein über "Bild" vertriebenes "Volks-Pad" handeln könnte, wollte Ankershoffen nicht kommentieren.
35.000 Registrierungen für Vorbestellungen gebe es derzeit, täglich kämen 2000 mehr dazu. Unternehmen aus allen Bereichen wollen das WePad im Feldtest für Außendients oder Schulungen einsetzen, sagt Ankershoffen, der in zwei Wochen konkrete Zahlen über Vorbestellungen herausgeben will. Der Vorteil des We Pads gegenüber dem I-Pad ist tatsächlich, das man über USB-Zugänge vielerlei Peripherie anschließen kann und das WePad bei Bedarf vom Freitzeit- in ein Arbeitsgerät umwandeln kann. Ob dadurch vielleicht einmal das Netbook ersetzt wird? Wird sich bald zeigen.