Usain Bolt gegen Marsrover Curiosity: Das Social-Media-Wettrennen
Athletische Spitzenleistung gegen Ingenieurskunst: Direkt hintereinander sorgten Läufer Usain Bolt und der Marsrover Curiosity für Buzz im Netz. Was die Frage aufwirft: Wer von beiden hat das Social-Media-Wettrennen gewonnen?
Zwei Spitzenereignisse direkt hintereinander: Sportfans fieberten am Sonntag mit dem Weltrekordler Usain Bolt bei den Olympischen Spielen mit, Technikfans und Geeks einige Stunden später bei der halsbrecherischen Landung des NASA-Marsrovers Curiosity. Zwei Ereignisse mit Twitter-Buzz so kurz hintereinander, das wirft doch eine einfache Frage auf: Wer hat das Wettrennen um mehr Social Media Buzz gewonnen?
Dieser Wettkampf hat zudem den Vorteil, dass er etwas mehr Vergleichbarkeit schafft. Denn Bolts 100-Meter-Kurzstrecke und Curiositys 125 km bis zum Touchdown, das wäre ein unfairer Vergleich. Sieben Minuten Terror (wie die NASA das hochkomplexe Mars-Landemanöver zärtlich nannte) gegen 9,63 Sekunden, das scheint nicht fair. Ein Blick auf die Durchschnittsgeschwindigkeiten auch nicht - so beeindruckend die 9,63 Sekunden von Bolt sind, Curiosity war in den diversen Landephasen mit Geschwindigkeiten zwischen 5900 und 80 Metern pro Sekunde unterwegs.
Aber das Social Web, das ist doch fair - und mit der dankenswerten Unterstützung durch Radian6 auch als Analyse darstellbar. Ein Social-Media-Wettkampf in fünf Disziplinen:
Gesamtresonanz: In der Disziplin gesamte Erwähnungen am 5. und 6. August siegt Bolt - und deklassiert den Rover ähnlich deutlich wie die Tweetlethes. Weltweit gab es 1,9 Millionen Posts zu Bolt, Curiosity erreichte nur 1,1 Millionen Erwähnungen - wobei das "nur" für die Landung einer Nasa-Sonde relativ ist.
Intervall: Und wieder bleibt der Jamaikaner vorn, aber es wird deutlich enger: Der Spitzenwert an Posts zu Bolt wurde am Sonntag um 22 Uhr Mitteleuropäischer Zeit mit 472.959 Posts erreicht. Curiositys Landung sorgte um 6 Uhr morgens mit 447.868 Posts für die meiste Resonanz.
Plattform-Mehrkampf: Auch der Blick auf die Disziplin Plattformen verändert das Bild nur begrenzt. In beiden Fällen lag der absolute Aktivitätsschwerpunkt auf Twitter - bei Bolt stellen satte 1,8 Millionen Tweets 94,7 Prozent der Erwähnungen dar. Facebook folgt mit 59.594 Erwähnungen (3,1 Prozent). Curiosity bringt etwas über eine Million Tweets auf die Waage (93 Prozent der Erwähnungen), auf Facebook fanden 4,7 Prozent statt. Das zeigt auch: Egal, ob Mensch oder Maschine, jenseits von Twitter und Facebook finden Events kaum statt.
Bolt (oben) gegen Curiosity im Plattformvergleich.
Regionen: Die in Social Media aktiven Fans internationaler Sportveranstaltungen wie extraterrestrischer Expeditionen sitzen, wer hätte es gedacht, im Wesentlichen in den USA: Von dort stammen über eine Million der Posts zu Bolt und rund 745000 von denen zu Curiosity. Auf Platz zwei folgt in beiden Fällen Großbritannien, danach splittert das Bild auf. Aber: Curiosity hat mehr aktive Kommentatoren in Deutschland (1,3 Prozent, 14,198 Posts) als Bolt (8300 Erwähnungen). Der Roboter siegt also zumindest in der Ingenieursnation Deutschland.
Tonalität: Und immerhin die Kür entscheidet der 2,5 Milliarden US-Dollar teure Marsrover für sich: Die Sentiment-Analyse von Radian6 weist 61,8 Prozent positive Kommentare zur waghalsigen Landung aus. Olympiaheld Bolt bringt es nur auf 55,8 Prozent positive Beiträge. Auch wenn dabei natürlich zu berücksichtigen ist, dass automatische Sentiment-Analysen etwa Ironie nicht verstehen - anscheinend gönnte das Social-Media-Publikum dem Rover den Landeerfolg mehr als Bolt den Medaillenlauf.
Insgesamt geht der erste Platz ungefährdet an Bolt, der Mensch siegt über die Maschine. Das heißt auch: Social Media ist beileibe kein Geek-Veranstaltung mehr, die Technik-Nerds bilden nicht die Mehrheit, wie mancher immer noch mutmaßt. Oder sind immerhin nicht so engstirnig, wie ihnen unterstellt wird.
Vielleicht sollte man aber trotzdem mal für Curiosity den Werbewert ermitteln.