Studie: Die deutschen Paid-Content-Muffel
Die Kostenlos-Kultur im Web scheint besonders in Deutschland tief verankert zu sein. Die Bereitschaft, für Internetinhalte zu bezahlen, ist hierzulande laut einer internationalen GfK-Studie deutlich geringer als in anderen Nationen.
Springer und DuMont basteln an einer Paid-Content-Plattform für Verlage - doch dieser Weg, neue Erlösquellen zu generieren, wird kein leichter sein: Lediglich 9 Prozent der deutschen Surfer sind laut einer internationalen Studie bereit für Webcontent zu bezahlen. Davon würden ganze 1 Prozent akzeptieren, dass Inhalte kostenpflichtig sind und gleichzeitig Werbung geschaltet wird. 84 Prozent aller deutschen Surfer wollen dagegen weiterhin kostenlosen Zugang zu Webinhalten. Mit 47 Prozent überdurchschnittlich hoch ist auch der Anteil derer, die der Meinung sind, dass Inhalte im Web komplett kosten- und werbefrei sein sollten. Zu diesem Ergebnis kommt die internationale Studie "Internetnutzung", die GfK Custom Research und der GfK Verein im Auftrag von "The Wall Street Journal Europe" in 16 europäischen Ländern und in den USA durchgeführt haben. Das Wirtschaftsmagazin setzt selber auf Paid Content und Abonnenten-Service im Web.
Im internationalen Durchschnitt outen sich deutsche Surfer mit nur 9 Prozent Zahlungswilligen als besondere Paid-Content-Muffel. Über alle Länder hinweg sind 13 Prozent der Nutzer, die privat Zugang zum Internet haben, einverstanden, für Informationen aus dem Web zu bezahlen. Davon fordern 8 Prozent werbefreie Inhalte, 5 Prozent akzeptieren Paid Content mit Werbeschaltungen. 80 Prozent der befragten Nutzer möchten einen kostenlosen Zugriff, davon ist ein Drittel aller Befragen der Meinung, dass Internetinhalte komplett werbefrei und umsonst sein sollten. Zur Erinnerung: In Deutschland sind es fast die Hälfte. 46 Prozent aller Befragten wollen kostenfreien Contentzugang, nehmen aber dafür Werbung in Kauf, insbesondere die Griechen, Belgier, Schweden und Amerikaner (jeweils über 50 Prozent) akzeptieren diese Variante.
Während die Deutschen ihrer Geiz-ist-Geil-Mentalität im Web treu bleiben, sind andere Nationen zahlungswilliger: 23 Prozent der Schweden, knapp 20 Prozent der Niederländer und Briten sowie 17 Prozent der Amerikaner wären bereit, für Informationen im Web zu bezahlen. Noch unwilliger als die deutschen Surfer sind die Rumänen (4 Prozent), Polen (5 Prozent) und Spanier (6 Prozent). Insgesamt zeigen Blogger, Nutzer von E-Services und E-Finance sowie Fans von Erotikangeboten eine höhere Akzeptanz für Bezahlinhalte.
Bei den Nutzungsvorlieben liegt das Versenden von E-Mails ganz vorne. Vor allem die Deutschen, Portugiesen, Briten und Spanier senden überdurchschnittlich gern elektronische Post. An zweiter Stelle der internationalen Hitliste steht die Websuche und das Surfen in Nachschlagewerken. Auf Rang drei (39 Prozent) rangiert die Nachrichtenrecherche. Web 2.0-Angebote wie Facebook, Twitter oder LinkedIn landen über alle Länder hinweg auf Rang 4. Jeder vierte Surfer nutzt soziale Netzwerke, allen voran die Türken, Briten, Griechen und Amerikaner. Deutsche, bulgarische und rumänische User sind dagegen eher Web 2.0-Muffel: jeweils gerade einmal 7 Prozent zählen das soziale Vernetzen zu den wichtigsten Online-Aktivitäten. Dabei sind es vor allem Frauen, die Kontakte über soziale Netzwerke pflegen. Auch das Versenden von E-Mails ist eher Frauensache. Männer lesen lieber Nachrichten oder verfolgen das aktuelle Sportgeschehen.
Für die internationale Studie "Internetnutzung" hat die GfK Custom Research im Herbst 2009 insgesamt 16.800 Personen über 15 Jahren in 17 Ländern befragt. Untersucht wurden, ob sie privat Zugang zum Internet haben, wie viel Zeit sie im Web verbringen, wofür sie dieses bevorzugt nutzen, die Bereitschaft zu Bezahlinhalten sowie die möglichen Einflüsse des Internets auf die Gesellschaft.