Social Media bei Grey: "Wir sehen uns als Regelbrecher"
Blick hinter die Kulissen: Die neue W&V Online Serie zeigt, wie die Deutschlands größte Agenturen ihre Social-Media-Arbeit organisieren. Heute geht es um André Schieck und das Digital-Geschäft von Grey.
Nach der ersten Folge der neuen W&V Online Serie zu Scholz & Friends, und den Social Media Experten Nico Lumma, steht in dieser Woche Grey im Fokus.
Dort wird die Digitalisierung auf verschiedenen Ebenen angepackt. Bei Grey nicht immer eine Selbstverständlichkeit, weil das Düsseldorfer Agentur-Dickschiff jahrzehntelang vor allem mit solider Klassik-Werbung verbunden wurde. Mit verantwortlich für den Wandel ist Andre Schieck. Er wechselte Anfang 2010 in die Geschäftsführung und war bis dahin Unit Director der Schwesteragentur Argonauten G2. Seine Aufgabe lautet seitdem, das Online-Geschäft von Grey voranzubringen. Daran arbeitet Schieck auf drei Ebenen.
Zum einen gibt es für die digitalen Projekte eine eigene Business-Einheit. Sie ist von anfänglich zehn Personen auf inzwischen 30 Mitarbeiter und zehn Channel-Planer angewachsen. Hier entstehen beispielsweise komplexe Shop-Projekte für Kunden wie Deichmann oder Schlecker. Zum anderen geht es darum, mehr Digital-Kompetenz in das Kreativ-Geschäft zu bringen und die verschiedenen Teams zusammenzubringen. "Viele sind da sehr offen, aber es gibt auch einige, die seit Jahrzehnten ihre Workflows kennen und Schwierigkeiten haben, sich einer Digitalisierung zu öffnen. Auf der anderen Seite gibt es Digitale, die weniger trainiert darin sind, sich einer Kampagnen- oder Leitidee zu öffnen", erklärt Schieck. Es sei daher ein Prozess, bei dem man mit jedem Job dazulerne.
Die Digitalisierung der Agentur insgesamt steht dabei auf dem Programm. Die ersten "digitalen" Leute sitzen nun in den verschiedenen Kundengruppen und sind bei der Entwicklung von Kampagnen beteiligt. Vor Schiecks Wechsel und den Aufbau der eigenen Division gab es bei Grey eigentlich keine digitale Kompetenz, die hatten nur die Argonauten als Teil des Netzwerkes. Inzwischen gibt es mit Johannes Lenz sogar einen Kollegen, der die Aufgabe hat, das Grey-Profil zu schärfen und die Agentur sichtbarer zu machen, nach innen und außen. Er tummelt sich im Social Web und Verstaltungen, um Grey als Arbeitgeber zu positionieren und versucht, innerhalb von Grey, Synergien zu schaffen.
Die dritte Dimension bei der Digitalsierung der Agentur betrifft das Leistungsportfolio. "Es geht darum, zu identifizieren, wo die Reise hingeht und was die Geschäftsfelder der Zukunft sind“" erklärt Schieck. "Wir sehen uns als Regelbrecher. Die Gewinner werden diejenigen sein, die dem Kunden das Leben mit digitalen Assistenten erleichtern." In diesem Zusammenhang sieht er als wichtiges Thema auch den E-Commerce an. "Denn das Internet ist mehr als eine digitale Litfaßsäule". E-Commerce kann als Vehikel den Geschäftserfolg vergrößern, ist er überzeugt. Die Business-Modelle selbst sind dabei aber nicht neu, es sind die technischen Möglichkeiten. "Beispiel Social Commerce: Tupper-Partys gibt es ja schon lange, doch übertragen auf Facebook sieht man, dass diese Konzepte jetzt viel lauter und schneller werden", so Schieck. Zentral seien bei allen Online-Käufen die validen Kundendaten, die dabei – auf freiwilliger Basis - gesammelt werden können und ein deutlich genaueres Kampagnen-Management als früher ermöglichen. "Die meisten meinen, das Internet wäre umsonst, aber das stimmt nicht, bei Facebook etwa zahle ich mit der Preisgabe meiner persönlichen Vorlieben." Das Leben ist doch nie umsonst.