ProSiebenSat.1 und RTL schmieden Internet-TV-Plattform
Die beiden privaten Sendergruppen planen die deutsche Antwort auf das US-Angebot Hulu.com, meldet der Wirtschaftsdienst "DowJones". Die geplante Plattform soll allen Sendern offenstehen und wird derzeit in Brüssel geprüft.
Die beiden großen deutschen TV-Familien ProSiebenSat.1 und die Mediengruppe RTL Deutschland tun sich im Internet zusammen und planen für Deutschland und Österreich eine offene Online-Plattform für Fernsehinhalte. Das meldet der Wirtschaftsdienst "DowJones". Dafür soll ein eigenständiges Joint-venture gegründet werden, das sich um die technische Seite des Unterfangens kümmern soll. Über Inhalte und Marketing sollen die einzelnen teilhabenden Sender weiter selbst entscheiden. Das neue Angebot soll demnach allen Sendern offenstehen - privaten wie öffentlich-rechtlichen Anbietern. Gezeigt werden sollen die sendereigenen Inhalte. Weder RTL noch ProSiebenSat.1 wollen diese Informationen auf Anfrage kommentieren.
"Das ist die deutsche Antwort auf Hulu", zitiert "DowJones" einen Insider. Hulu.com bündelt Shows, Filme und andere Formate. Gegründet im Jahr 2007, wird es von den Studios NBC Universal, News Corp und Walt Disney eifrig genutzt, um deren Inhalte direkt an den Abnehmer zu bringen. Vielen TV-Anbietern gilt Hulu.com als Schreckgespenst, steht das Online-Angebot doch für große Konkurrenz im Kerngeschäft.
Noch ist das neue deutsche Projekt laut Dow Jones nicht freigegeben. Das Vorhaben liegt demnach derzeit der Europäischen Kommission in Brüssel vor, die darüber zu entscheiden hat, ob sie selbst oder aber das Bundeskartellamt das neue Online-Joint-venture prüft. Die beiden Senderfamilien werden wohl erst nach einer Freigabe des Projekts die Details preisgeben.
Sowohl RTL als auch ProSiebenSat.1 haben in den vergangenen Jahren Online-Plattformen aufgebaut - RTLnow.de bzw. Maxdome.de -, auf denen Formate aus den eigenen Häusern oder von kooperierenden Inhalteanbietern abrufbar sind - zum Teil gegen Gebühr, zum Teil kostenlos und werbefinanziert. Letzteres fällt unter die Kategorie "Catch-up" und wird immer mehr zu einem Erlösmodell der Sendergruppen, da sich das Angebot zusammen mit der TV-Ausstrahlung crossmedial vermarkten lässt.