Piratensender-Debatte geht weiter: Keese spendet 1000 Euro
Neue Runde in der Auseinandersetzung Blogger gegen Bild: Nun hat der Journalist Mario Sixtus dem Springer-Geschäftsführer Christoph Keese eine Rechnung geschickt. Keese habe ein von Sixtus aufgenommenes Foto ohne Hinweis auf den Urheber in seinem Blog platziert. Der lässt sich ein auf die Debatte um Leistungsschutzrecht. Und spendet 1000 Euro.
Bild ist vieler Blogger liebster Feind. Da es das Blatt und seine Website manchmal mit Rechten nicht so genau zu nehmen scheinen, bietet der Axel Springer Verlag ein gutes Ziel. Nun geht die aktuelle Piratensender-Debatte in die nächste Runde. Nach dem Hündgen-Vorwurf, Bild.de sei ein Piratensender, tritt nun Mario Sixtus in den Ring und wirft dem Springer-Konzerngeschäftsführer Christoph Keese vor, er habe in seiner Erwiderung ein Foto widerrechtlich verwendet.
Der Journalist Mario Sixtus klärt Keese in seinem Blog auf, das von ihm aufgenommene Hündgen-Foto dürfe nur bei Nennung des Urhebers für nicht-kommerzielle Zwecke veröffentlicht werden. "Ich bin ganz offen mit Ihnen, mein lieber Christoph Keese", schreibt Sixtus, "bisweilen lasse ich schon mal Fünfe gerade sein, wenn ein Blogger meine Fotos illegal verwendet. In Ihrem Fall ist es mir jedoch leider unmöglich, in den Langmut-Modus zu wechseln." Nachfolgend erklärt Sixuts ausführlich, warum (Lizenzforderungen des Verlags an Internet-Publizisten, Übernahme des komplette Artikels von Markus Hündgen, inkonsequenter Umgang mit Urheberrechten) - und stellt dann 1070 Euro für die Fotonutzung in Rechnung.
Keese hat umgehend reagiert: Mit einem ordentlichen, aber spitzen Urheberrechtshinweis unter dem Foto, das den "Videopunk" Hündgen zeigt. Und mit einem neuen Blog, das zu den Vörwürfen Stellung nimmt: Er argumentiert, Verlage machen sich stark für den Schutz geistigen Eigentums - und dieses liege bei den Urhebern ebenso wie bei jenen, "die Werke dieser Urheber vorfinanzieren, unter ihrer anerkannten Marke auf den Markt bringen, für Vertrieb, Organisation, Logistik, Computer, Telefone, Schreibtische und tausend andere notwendige Dinge sorgen und die das wirtschaftliche Risiko tragen".
Für das Foto werde er bezahlen, kündigt Christoph Keese an. 50 Euro. "Ich mag Ihre Fotos, aber Sie sind Mario Sixtus, nicht Mario Testino", schreibt der Konzerngeschäftsführer süffisant. "50 Euro sind ein fairer Preis." Schließlich haben sich die beiden telefonisch geeinigt. Am 15. Juli gegen 15 Uhr twittert Sixtus, er habe sich mit Keese geeinigt: "Er wird 1000 Euro an Creative Commons spenden. Dafür vergesse ich die Rechnung." Die Non-Profit-Organisation Creative Commons bietet vorgefertigte Lizenzverträge, um bei der Veröffentlichung digitaler Medieninhalte den Urhebern zu helfen: Was darf mit den Inhalten geschehen, was nicht.
Derweil lebt auch die Diskussion Hündgen-Keese fort: Markus Hündgen schlägt vor, die Medienanstalten sollten entscheiden, ob das Livestreaming-Angebot bei Bild.de ohne Rundfunklizenz rechtens sei oder nicht - "Wie vorbildlich wäre es, wenn die Axel Springer AG beherzt einen Präzedenzfall schaffen würde". Denn bei kleinen Livestreamern herrsche diesbezüglich "große Unsicherheit".
Christoph Keese antwortet, dies und die Beantragung einer Lizenz sei dem Verlag nicht möglich, und begründet dies mit der Pressefreiheit: "Zeitungen und journalistische Websites, also gedruckte und elektronische Presse, unterliegen keiner staatlichen Aufsicht." Man werde sich daher keiner staatlichen Regulierung unterwerfen, solange man nicht müsse.