Paid-Content-Studie: Gratis war gestern
Bezahlinhalte spielen bei Deutschlands Zeitungsverlagen eine immer größere Rolle. Das belegt eine Studie, die W&V exklusiv vorliegt.
Das Thema Paid Content treibt die deutschen Zeitungsverlage kräftig um. Besonders große Hoffnung setzen die Verleger derzeit in das Geschäftsfeld Mobile – das ergab eine aktuelle Studie, die die Branchenexperten Katja Riefler und Robin Meyer-Lucht für den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erstellt haben. Riefler befragte dafür in der Zeit vom 20. Januar bis 25. Februar dieses Jahres 124 Blätter.
Auffallend: Nur sieben Prozent der Verlage sind laut der Untersuchung "Paid-Content-Verweigerer" – sie bieten weder derzeit Bezahlinhalte an, noch haben sie nach eigenen Angaben vor, solche in nächster Zeit einzuführen. Mehr als die Hälfte bittet die Leser jedoch schon in der einen oder anderen Form zur Kasse. Rund 40 Prozent aller Befragten haben oder planen Apps speziell für das iPhone. Dem Apple-Angebot wird auch attestiert, "besonders zukunftsfähig" zu sein – auch wenn nicht jeder vom Geschäftsmodell begeistert ist. Mehr als die Hälfte geht davon aus, dass Paid Content für die Verlage bis in zehn Jahren von hoher wirtschaftlicher Bedeutung sein wird. Gut ein Drittel der Häuser erwartet, dass die Bezahlinhalte in den nächsten drei Jahren fünf bis zehn Prozent zum Gesamtumsatz beisteuern; ein Fünftel geht sogar von 15 bis 40 Prozent aus. 37 Prozent aller Befragten sehen das etwas nüchterner: Sie glauben, dass der Anteil in den nächsten drei Jahren maximal bei rund fünf Prozent rangiert.
Großes Interesse bezeugen die Verlage laut der Untersuchung, die der BDZV beim Paid-Content-Fachtag am heutigen Donnerstag präsentiert, auch an Gemeinschaftsaktionen. Beim Thema Paid Content wünschen sich die Verlage demnach "kooperative Ansätze", so Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter Kommunikation und Multimedia im Verband. Bei den größeren Häusern sei dieses Interesse sogar "noch ausgeprägter". Eine gute Nachricht für die Branche hat auch Robin Meyer-Lucht als Erkenntnis zu bieten: Die Zahlungsbereitsschaft in der Internet-Gemeinde wird demnach deutlich unterschätzt. Entscheidend sei, Bezahlangebote auf die jeweiligen Nutzergruppen abzustimmen, etwa auf den "Randnutzer", der eine Zeitungs-Website bis zu drei Mal im Monat besucht, oder auf die rund 15 Prozent der Stammnutzer, die es im gleichen Zeitraum auf bis zu 100 Besuche bringen.
Paid Content und E-Publishing lassen die Zeitungsverlage nicht mehr los – daher baut der BDZV jetzt eine ursprünglich nur projektbezogene Arbeitsgruppe zum "kontinuierlich arbeitenden Kreis" aus, erzählt Fuhrmann. Derzeit wird die Gruppe, die sich aus rund 20 Vertretern von Verlagen aller Größen zusammensetzt, in Untergruppen aufgesplittet. Jede dieser Units wird sich intensiv mit Einzelthemen befassen, beispielsweise redaktionellem Workflow und Produktentwicklung – oder wie man zum Aufbau einer verlagsübergreifenden Plattform, sprich einem "E-Kiosk", steht.
W&V und der Kontakter wollen Sie um Ihre Meinung zum Thema Apps und Paid Content bitten. Die Studie "Paid Content - Chancen für die Medienindustrie" wird von der Züricher Digital-Beratung Transaction Consulting und Facit Digital, München, durchgeführt. Die Ergebnisse lesen Sie dann hier und in der W&V.
Zum Studienfragebogen: "Paid Content - Chancen für die Medienindustrie".