Madsack führt Paid-Content ein
Die Mediengruppe Madsack schwenkt auf Paid Content um und macht einen Großteil der Inhalte ihrer Internetauftritte kostenpflichtig. Zudem führt der Konzern eine neue kostenpflichtige "Hybrid-Tablet-App" für das Flaggschiff "Hannoversche Allgemeine Zeitung" ein.
Die Hannoveraner Mediengruppe Madsack schwenkt auf Paid Content um und macht einen Großteil der Inhalte ihrer Internetauftritte kostenpflichtig. Nicht-Abonnenten müssen seit März für exklusive Beiträge auf den Online-Portalen der vier Zeitungstitel "Hannoversche Allgemeine Zeitung" ("HAZ"), "Neue Presse", "Göttinger Tageblatt" und "Oberhessische Presse" zahlen. Das berichtet der "Kontakter" in seiner aktuellen Ausgabe. Im Laufe des Jahres soll die Umstellung auf allen Websites der insgesamt 18 Madsack-Tageszeitungen abgeschlossen sein, teilt der Verlag mit.
Kostenpflichtig sind nun sämtliche exklusiven Beiträge aller Ressorts, insbesondere jedoch aus dem Lokalen. Damit folgen die Hannoveraner Medienhäusern wie Axel Springer, wo bereits Ende 2009 bei den Online-Portalen ihrer Regionalzeitungen "Hamburger Abendblatt" und "Berliner Morgenpost" das sogenannte Freemium-Modell eingeführt wurde. Auch die WAZ-Gruppe kündigte kürzlich an, für die "Braunschweiger Zeitung" online ein Paid-Conten-Modell einzuführen.
Madsack macht mit der Umstellung auf das Bezahl-Modell auch Inhalte online zugänglich, die vorher nur in der gedruckten Zeitung veröffentlicht wurden. Dazu zählen etwa Kommentare, Interviews und Serien. Es gehe bei der Einführung von Paid Content ums Prinzip, betont Thomas Düffert, stellvertretender Vorsitzender der Madsack-Geschäftsführung. "Unsere journalistische Leistung hat einen hohen Wert und kann deshalb nicht kostenlos zur Verfügung gestellt werden."
Der Nicht-Abonnent hat vier Bezahl-Modelle zur Auswahl: Der Tagespass kostet 0,99 Euro, das Monats-Abo je nach Titel zwischen 7,95 Euro und 8,99 Euro. Das 12-Monats-Abo schlägt mit 5,95 Euro bis 6,99 Euro monatlich zu Buche, das 24-Monats-Abo mit 4,95 Euro bis 5,99 Euro pro Monat. Bezahlt werden kann via Bankeinzug, beim Tagespass auch per Mobiltelefon. In Zukunft soll es auch möglich sein, mit Kreditkarte, Paypal oder Google-Konto zu zahlen.
Darüber hinaus hat Madsack für sein Flaggschiff "HAZ" die neue kostenpflichtige Tablet-App "HAZ 24" auf den Markt gebracht. Diese "Hybrid-App" bringe die Inhalte der Zeitung in einer "deutschlandweit bisher einmaligen Form" auf den Tablet-PC, so der Verlag. Die App bietet einerseits "magazinartige Dossiers", die mit spielerischen und visuellen Elementen angereichert sind. Andererseits aktualisiert sich die App druch eine Anbindung an das Content Management von haz.de. "Wir produzieren jetzt fast rund um die Uhr", sagt "HAZ"-Chefredakteur Henrik Brandt, für den die App "den endgültigen Paradigmenwechsel" bedeutet. Als Bonus gibt es für die App-Nutzer noch das PDF der Zeitung dazu.
Die Konzern-Tochter Madsack Online (MOL) hat die App auf Basis von Adobe Digital Publishing Suite entwickelt. Madsack sei der erste Zeitungsverlag, der die Technik in Deuschland einsetze, so das Unternehmen. Bisher nutzt etwa Condé Nast in den USA die Technik für "The New Yorker" und "Wired". Zum bisherigen App-Angebot von Madasck zählen bereits die Smartphone-Apps "HAZ mobil", die Veranstaltungs-App "Haz live" und die Fußball-App "Mein 96" zu Hannover 96 sowie die Sonntagszeitungs-Tablet-App "Sonntag".
"HAZ"-Abonnenten zahlen für das App-Paket aus "HAZ 24" und "HAZ mobil" monatlich 4,99 Euro. Neukunden bekommen "HAZ 24" zum Schnupper-Preis von 1,59 Euro pro Ausgabe. Zudem gibt es Abo-Tarife (17,99 Euro im Monat, 39,99 Euro für ein Quartal oder 139,99 Euro für ein Jahr). Die App gibt es derzeit für das iPad, eine Android-Variante soll in Kürze folgen.
"HAZ 24" wird zudem fester Bestandteil der Paket-Angebote im Madsack Media Store, den der Konzern im Herbst eingeführte. Dabei können Kunden ein Budle aus Tablet-PC, Datenflatrate, Apps und Service-Angeboten wie Schulungen beziehen.