Die Zukunft von Xing
Die Aktie des Social Networks Xing bricht um ein Zehntel ein. Am Tag zuvor wurde den Aktionären die Dividende ausgezahlt. Gerüchte über eine Übernahme durch Linkedin stehen im Raum. Zwei Analysten erörtern für W&V Online die Zukunft des Unternehmens.
Schon im Juni berichtete W&V über den Konkurrenzkampf zwischen dem deutschen Xing und dem amerikanischem Linkedin. Xing ist in Deutschland Marktführer unter den Social Networks im Business-Bereich. Am Dienstag fiel nun die Xing-Aktie um fast zehn Prozent. Für uns Grund genug, sich bei den Analysten über die Zukunft des Unternehmens zu erkundigen. Alexander Braun vom Research-Haus Montega und sein Branchenkollege Marcus Silbe von Close Brothers Seydler Research erklären den Kursrückgang in erster Linie dadurch, dass der Internetdienstleister am vergangenen Tag seinen Aktionären eine Dividende von 3,70 Euro pro Aktie ausgeschüttet hat.
Viele Anleger haben sich entschieden den Gewinn mitzunehmen und haben das Wertpapier nach dem Dividendentag verkauft. Zieht man die Sonderausschüttung vom Kursverlust ab, bleibt nur ein Rückgang von wenigen Prozentpunkten übrig. Das sei nicht überraschend, so Braun, da der Markt gerade schwach sei. Auch Silbe meint der Kursverlust sei "nur überraschend schnell, nicht aber überraschend". Er sehe ihn eher als eine geringfügige Korrektur des raschen Anstiegs der Aktie in den vergangenen Tagen.
Braun aber spricht im Interview mit W&V Online dem Geschäftskonzept von Xing die Nachhaltigkeit ab. Er begründet seine Aussage damit, dass der deutsche Marktführer neuerdings auf Hilfe aus dem Open-Source Bereich verzichtet. Damit handele er anders als Konkurrenten wie Facebook und Linkedin, die so günstiger und schneller ihre Webseiten modernisieren. Außerdem, so Braun, stagniere das Geschäft mit den zahlenden Premiumkunden. Diese Einnahmequelle sei aber konjunkturresistenter als die Segmente Advertising und E-Recruiting, durch die Xing zunehmend sein Wachstum generiert.
"Die Attraktivität des Geschäftsmodells von Xing nimmt ab", sagt Alexander Braun. Xing werde Kunden an Linkedin verlieren. An einen Aufkauf glaubt Braun aber nicht. Auch Marcus Silbe sieht dies für Linkedin als nicht rentabel. Außderdem sei "Linkedin internationaler ausgerichtet als Xing". Die Amerikaner bräuchten nicht führend in Deutschland werden. Er sei überzeugt, dass Xing hierzulande Marktführer bleiben wird. Braun hingegen sieht das anders: "Die Branche ist eher monopolistisch. Sollte nur ein Anbieter übrigbleiben, wird das nicht Xing sein. Xing wird meines Erachtens in zwei bis drei Jahren nicht mehr die gleiche Position haben wie heute."