Insolvenz: S&J ist Geschichte
Lutz Schaffhausen schickt Springer & Jacoby in den Konkurs und besiegelt damit das Ende der einstigen Vorzeigeagentur.
Monatelang hatten Lutz Schaffhausen und sein Consigliere, der Norderstedter Anwalt Wolfram Dabow, versucht, Springer & Jacoby vor dem Aus zu bewahren. Die Mühe war vergebens. Am Dienstagmorgen hat der Manager Insolvenz beim Amtsgericht Hamburg für die Springer & Jacoby Werbung GmbH & Co. KG und die Springer & Jacoby Digital GmbH & Co. KG beantragt.
Damit werden die letzten verbliebenen Gesellschaften der einstmals bedeutendsten Kreativschmiede Deutschlands abgewickelt. Von der Pleite ist die Agenturgruppe Schaffhausen Communication nicht betroffen. "Ich sehe keine Chance mehr auf eine Rettung der Agentur“, sagt Schaffhausen im Gespräch mit W&V. "Unser Versuch der Sanierung ist gescheitert. Der Betrieb wurde bereits eingestellt.“ Den zuletzt 30 Mitarbeitern ist bereits Ende März gekündigt worden.
Neben der beruflichen Niederlage ist das Aus der Agentur auch ein persönlicher Rückschlag für Schaffhausen. Der S&J-Boss haftet bei Banken persönlich und hat eigenen Angaben zufolge zwischen 13 und 15 Millionen Euro seit der Übernahme im Jahr 2006 in die Werbeagentur gesteckt.
Mit der Agenturpleite wird eine Geschichte voller Glanz und Ruhm, aber auch von Missmanagement beendet. Die Agentur wurde am 3. Oktober 1979 unter dem Namen Eiler & Riemel Hamburg gegründet und avancierte nach ihrer Umfirmierung in Springer & Jacoby 1985 im Laufe der Jahre zu der angesehensten und kreativsten Agentur in Deutschland. Sie heimste reihenweise Auszeichnungen beim Art Directors Club, dem Werbefestival in Cannes und beim britischen D&AD ein.
Als 2006 der Dauer- und Prestigekunde Mercedes-Benz nach 16 Jahren die Zusammenarbeit beendete, geriet der schillernde Werberiese ins Wanken. Damit gingen nicht nur ein Drittel des Umsatzes verloren – schon damals war S&J verschuldet –, sondern auch Leistungsträger. Ehemalige Agenturchefs sitzen heute in Konzernen wie Lufthansa, Ikea oder lenken Agenturen wie TBWA, DDB oder Serviceplan. Viele machten sich selbstständig. Schätzungsweise 30 Agenturen wurden von Ex-S&J-lern gegründet, darunter Kempertrautmann, Heimat, Philipp und Keuntje oder Aimaq & Stolle. Der stetige Abgang der Kreativen wurde auch von Kundenseite wahrgenommen, immer weniger Unternehmen wollten sich von S&J betreuen lassen. So wendeten sich zuletzt Kunden wie DWS, Adler, Kölln oder auch KiK ab und ließen Kreationen lieber von der Konkurrenz entwickeln.
Neben der Abwanderung der Kreativen setzte der Werbeagentur aber vor allem auch Missmanagement zu. Die darbende Hamburger Agentur wurde von Altlasten und hohen Personalkosten erdrückt, bestehende Strukturen wurden nicht an die neue wirtschaftliche Situation angepasst. Zum Schluss waren Lutz Schaffhausen und seine S&J-Manager nicht mehr in der Lage, das Ruder herumzureißen und die Agentur wieder auf Kurs zu bringen.
Was die Branche zur Insolvenz sagt, lesen Sie in unserer Umfrage.