
Ergo-Werbefilmer Verhoeven: "Stylish, aber nicht künstlich"
Der neue Ergo-Spot geht auf das Konto von Simon Verhoeven. Im W&V-Interview spricht der "Männerherzen"-Regisseur über die Branche und sein erstes TV-Commercial.
Seit Mitte Juli läuft die von Aimaq & Stolle kreierte Kampagne der neu formierten Ergo Versicherungsgruppe. Unter dem Leitgedanken „Versichern heißt verstehen“ will Ergo demonstrieren, dass das Unternehmen die Anliegen des Verbrauchers ernst nimmt. In drei TV-Spots, einem Kinofilm und sechs Anzeigen sprechen Testimonials über ihre Versicherung und die Missachtung ihrer Bedürfnisse. Produziert hat Czar Film, Berlin. Auf der Plattform millionen-gruende.de wird der Verbraucher eingeladen, seine Wünsche und Meinungen an Ergo zu richten.
Im W&V-Interview spricht Simon Verhoeven, Regisseur der Ergo-Spots, über sein Debüt in der Werbebranche. Der 38-jährige Sohn von Senta Berger und Regisseur Michael Verhoeven studierte unter anderem an der Tisch School of the Arts und arbeitet derzeit am zweiten Teil von „Männerherzen“.
W&V: Herr Verhoeven, haben Sie eigentlich eine Lebensversicherung?
Verhoeven: Meine Eltern haben mal eine für mich angelegt. Aber die ist noch ausbaufähig. Das werde ich jetzt auch machen.
Sie schreiben Drehbücher, komponieren, arbeiten als Schauspieler und Spielfilmregisseur. Wieso jetzt auch noch Werbespots?
Ich kenne Thorne Mutert von Czar Film von einem früheren Projekt. Als er mich gefragt hatte, hat es bei mir sofort geklickt. Ich konnte mir das Konzept sofort sehr bildhaft vorstellen. Dass es dann tatsächlich geklappt hat, hat mich sehr gefreut. Ich hatte ja keine Erfahrung in der Werbewelt. Aber Lust auf Werbung hatte ich immer schon.
Sie hatten mit der Komödie „Männerherzen“ einen riesigen Erfolg. Eine Versicherung ist dagegen nicht wirklich ein sexy Produkt.
Aber die Werbung macht es ziemlich sexy! Das ist tatsächlich die Herausforderung gewesen, eine Kampagne zu drehen, die „sexy“ und modern ist und trotzdem eine große Wärme und Menschlichkeit hat.
Konnten Sie sich konzeptionell einbringen?
Ich habe an den Texten noch gearbeitet, wobei die schon sehr schön geschrieben waren. Es ging eher darum, das alles zum Leben zu erwecken, die geeigneten Schauspieler zu finden und es so umzusetzen, dass es „großes Kino“ wird.
Hatten Sie Einfluss auf die Wahl der Schauspieler?
Ja, komplett. Ich habe meine drei Favoriten durchgekriegt. Das halte ich auch für eine Qualität, die ein Regisseur haben muss. Da habe ich natürlich ein relativ großes Selbstbewusstsein und Erfahrung aus dem Spielfilmbereich, was Casting angeht. Für mich war klar, wenn ich jetzt Werbung mache, sollte es schon etwas Besonderes sein, um mich damit im Markt zu positionieren. Bei diesem Projekt wusste ich, da kann ich auch regiemäßig einen gewissen Stil hinterlassen.
Wie würden Sie den Stil beschreiben?
Es sollte stylish aussehen, aber nicht künstlich, eben wie aus dem tatsächlichen Leben gegriffen, Menschen, die stellvertretend für viele anfangen zu sprechen. Das Ganze hat einen lakonischen Charme. Der Film, der jetzt on air ist, geht nach vorne, hat Tempo. Für mich ist es kein großer Unterschied, ob ich Werbung oder Kino mache. Ich versuche, aus jeder Szene das Beste herauszuholen, visuell und inhaltlich. Bei einem Kinofilm versuche ich, zu fesseln und auf charmante Weise zu unterhalten. Bei einem Spot will ich genau dasselbe. Ich freue mich selbst auch, wenn ich im Werbeblock nicht nur zugeknallt werde.
Aber wie viel Gestaltungsfreiheit hatten Sie beim jetzigen Dreh? Am Set sprechen Agentur, Produktion und vor allem der Kunde mit.
Ich habe eine sehr positive Erfahrung gemacht. Ich weiß natürlich nicht, wie repräsentativ die für die Werbewelt ist. Die Kunden haben mir von Anfang an vertraut. Und die Zusammenarbeit mit André Aimaq war klasse. Ich kann mich an keine Situation erinnern, wo es Meinungsverschiedenheiten gab.
In der Werbebranche ist vieles im Umbruch. Verfolgen Sie diese Diskussionen?
Ja, aber Werbung wird deshalb nicht verschwinden. Wenn man neue Wege sucht, heißt das nicht, dass die Arbeit aufhört, Sie wird nur anders. Die kreativen Köpfe werden immer gefragt sein, da mache ich mir keine Sorgen. Bei „Männerherzen“ hab ich ein Musikvideo gedreht zu Bruce Berger, das millionenfach bei YouTube angeklickt wurde und uns marketingmäßig wahnsinnig geholfen hat. Auch solche viralen Sachen sind für einen Regisseur sehr spannend.