BDZV:
Zeitungsverlage eifern Springer nach
Das Kerngeschäft Journalismus wird bei vielen Verlagen nur noch die Hälfte zu den Erlösen beitragen. In einer Trendumfrage beleuchtet der Zeitungsverlegerverband BDZV die in Gang gekommene Transformation der Verlagswelt.
Bislang gilt vor allem Axel Springer als das leuchtende Beispiel für die Tansformation eines Verlags ins digitale Zeitalter. Der Verlag verdiente im vergangenen Jahr erstmals mehr als die Hälfte mit digitalen Geschäften. Viele dieser digitalen Umsätze kommen längst aus aus Aktivitäten jenseits des Kerngeschäfts mit Journalismus.
Bei den anderen Verlagen hat dieser Umwandlungsprozess nun offenbar ebenfalls an Fahrt aufgenommen. Immerhin ein Drittel der großen Verlage will schon bis 2018 die Hälfte der Erlöse außerhalb ihres ursprünglichen verlegerischen Geschäfts erzielen. Für zwei Drittel aller Verlage hat Diversifikation höchste strategische Relevanz. 40 Prozent der Verlage haben bereits für dieses Jahr weitere Diversifikationsprojekte in Planung. Diesen Befund förderte eine Trendbefragung der Unternehmensberatung Schickler für den Zeitungsverlegerverband BDZV zutage.
Nun investieren Verlage zwar schon seit Jahren in weitere Erlösstränge wie etwas das Briefgeschäft. Doch gerade für monopolistisch aufgestellte Regionalzeitungshäuser ist der Markt jenseits von Journalismus noch lange nicht abgeschöpft. Alles ist machbar - ob Coupongeschäft, Fahrradverleih, Veranstaltungen, Weiterbildung, Messen oder Webdienstleitungen.
Nachdem die Verlage in einer ersten Phase vor allem die verlegerischen Produkte ins Digitale hievten, planen zwei von drei Verlagen dieses Jahr neue digitale Produkte, die über die klassischen Verlagsangebote hinausgehen - Einkaufsführer, lokale Rubrikenangebote, Fanclubaktivitäten, Beteiligungen an Start Ups. "Solche Geschäftsmodelle sind vor allem dann möglich, wenn man eine große Marke, Reichweite und eine entsprechende Marktmacht hat," sagt Schickler-Partner Peter Skulimma.
Es ist also kein Abschied vom Kerngeschäft, aber ohne das Kerngeschäft mit anderen Geschäften zu stützen, läuft offenbar auch nichts mehr im Zeitungs-Journalismus. Was das für kleine Verlage ohne entsprechenden Markt bedeutet, oder solche, die in eher wettbewerbsintensiven Märkten wie Berlin überleben müssen? Soviel kann man sagen: Es wird verdammt schwer.
Der Optimismus in den Häusern dürfte also eher ungleich verteilt sein. Sanften (Zweck-?)Optimismus verbreiten jedenfalls die 67 Verlage unter den 254 von Schickler angefragten, die sich an der Trendumfrage beteiligt haben. Sie erwarten, dass die erdrutschartigen Verluste bei Auflagen und Anzeigen in eine Phase der Stabilisierung münden. Sie erwarten für dieses Jahr nur noch ein Auflagenminus von 1,7 Prozent statt der vier Prozent Minus von 2014. Auch die Printwerbeerlöse (netto) sollen sich bei minus 1,3 Prozent einpendeln - ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem fast zehn-prozentigen Minus vom vergangenen Jahr.