"All-you-can-read-Modell":
Wie Pressreader das Netflix der Printbranche werden will
Der kanadische Anbieter Pressreader will mit seinem Onlinekiosk und einem "All-you-can-read-Modell" Blendle oder auch Readly Konkurrenz machen.
Der kanadische Onlinekiosk Pressreader will in Deutschland Fuß fassen und wirbt um Verlagspartner. Rund um die Frankfurter Buchmesse im August konnten Besucher schon einmal die App fürs iPhone und für Android-Geräte laden und kostenlos den Zugang zu rund 4000 Zeitungen und Magazinen testen. Zu lesen gab es dort unter anderem Inhalte der "Rheinischen Post", der "HNA“ oder der "Washington Post". Das Team um Nikolay Malyarov, Chief Content Officer, wirbt nun im deutschen Markt vor allem damit, dass der Dienst das erfolgreiche Prinzip Netflix nachahmt.
Vor allem junge Leserschaften will Malyarov mit Pressreader wieder an Printinhalte heranführen. Er begründet das so: Forschungsergebnisse würden zeigen, dass "Millennials" 30 Prozent ihrer Medienzeit – immerhin über fünf Stunden pro Tag - mit Inhalten verbringen, die Freunde und vertrauenswürdige Quellen aus ihren sozialen Netzwerken erstellen und teilen. Diese Leser würden nun unmittelbaren, reibungslosen Zugang zu Inhalten erwarten, "die von anderen Lesern - nicht von Redakteuren - zusammengetragen und aufbereitet wurden", weiß der Pressreader-Manager. Er warnt: "In dem Moment, in dem ein Verleger dazu auffordert, sich zu registrieren oder, noch schlimmer, eine Paywall einsetzt, um auf diese Inhalte zugreifen zu können, verliert er Gewinnpotenzial."
Hier will Pressreader ansetzen und eingeführte Mechanismen nutzen. Denn im Prinzip funktioniert dessen Anwendung bei Inhalten aus Zeitungen und Zeitschriften genauso wie Netflix bei Filmen oder Spotify bei Musik: Für eine monatliche Flatrate gibt es unbegrenzt den Zugang zu allen Inhalten der Partnertitel. Die Inhalte werden dabei neu gebündelt und auf einer eigenen Oberfläche themenorientiert angeboten. Readly arbeitet hierzulande bereits so und kooperiert mit der Deutschen Telekom. Das jüngst gestartete Blendle indes verkauft einzelne Texte. Dem setzt Pressreader das "All-you-can-read-Modell" entgegen: Die Kanadier versprechen den Lesern "jeden Inhalt, den sie aus ihren Lieblingszeitungen und -zeitschriften lesen wollen, auf jedem Gerät, online oder offline mit nur einem Abonnement".
Gerade die Jüngeren will Pressreader zudem mit beliebten Funktionalitäten von der "Print-Flatrate" überzeugen: einloggen über soziale Netzwerke, teilen, übersetzen, kommentieren, vorlesen und personalisieren, die Inhalte angereichert um Videos, Tonaufzeichnungen, Grafiken und Bildergalerien. Die Verleger lockt das kanadische Unternehmen, das seit 2003 die digitale Abo-Flatrate im Ausland offeriert, mit zusätzlichen Werbeinhalten. Die neuen Reklameumfelder sollen mit der neuen Mischung des Contents entstehen. Noch ein Zuckerl für die Zeitungsmacher: Für Leser, die Druckausgaben bevorzugen, gibt es einen Print-on-Demand-Dienst.
Pressreader zählt nach eigenen Angaben über 30 Millionen Nutzer auf der ganzen Welt, die von überall aus auf PressReader.com und die dazugehörigen mobilen Apps (iOS, Android, Android für Amazon, Windows und BlackBerry) zugreifen.