
Nach RMS-Forderung :
Weniger Werbung in ARD-Radios? So reagiert die WDR Mediagroup
Die WDR Mediagroup als größter Gesellschafter der ARD-Werbetochter AS&S reagiert auf die RMS-Forderung nach weniger Werbung im ARD-Funk – und stellt gemeinsame Gattungsinitiativen auf den Prüfstand.
Dass nach der Medienpolitik und dem Privatfunkverband VPRT nun auch der kommerzielle Mitbewerber RMS die Reduktion des ARD-Werbefunks nach dem NDR-Modell fordert, stößt der WDR Mediagroup (WDRmg) massiv auf. Die WDR-Tochter und größte Gesellschafterin des Vermarkters AS&S beziehungsweise AS&S Radio kündigt für 2014 "eine kritische Überprüfung sämtlicher Initiativen für die Werbegattung Radio an". WDRmg-Geschäftsführer Michael Loeb betont: "Jedes Jahr investieren wir erhebliche Summen, um gemeinsam mit den Kollegen des privaten Radiovermarkters RMS die Relevanz der Gattung Radio bei den Werbekunden und Agenturen zu steigern. Vor dem Hintergrund der verschärften Forderungen der RMS nach Werbezeitenreduzierungen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk und der daraus resultierenden Schwächung der gesamten Radiogattung müssen wir prüfen, ob wir noch mit den richtigen Partnern an einem Tisch sitzen", so Loeb am Donnerstag.
RMS-Chef Florian Ruckert hat in einem Interview mit W&V Anfang der Woche die VPRT-Forderung nach dem NDR-Modell unterstützt, wonach alle Landesrundfunkanstalten nur mehr bei einer Welle pro Tag 60 Minuten werben dürften. Für die Gattung sieht Loeb nun Schwarz: Insgesamt müsse man feststellen, dass die individuellen Auffassungen, mit welchen Maßnahmen man die Gattung Radio im Ganzen stärken könne, ein sehr unterschiedliches Niveau erreicht hätten. "Im Falle von Werbezeitenreduzierungen nach dem NDR-Modell schlagen alleine bei der WDRmg erhebliche Umsatzeinbußen zu Buche. In so einem Fall ist dann für Gattungsarbeit schlicht und ergreifend kein Geld mehr in der Kasse", rechnet der Werbemanager aus dem ARD-Reich vor, der die Werbezeiten der WDR-Wellen an den Kunden bringt.
Grundsätzlich nehme man mit Sorge zur Kenntnis, dass die positiven Gattungsinitiativen aufgrund von Partikularinteressen zunehmend konterkariert würden, meint Michael Loeb weiter und betont: "Gerichtsverfahren und Forderungen nach Marktbeschränkungen sind für uns in der Tradition als Gründungsmitglied der Radiozentrale keine Mittel der Wahl, Radio und Radiowerbung voranzubringen." Bernhard Cromm, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der ARD-Werbegesellschaften, pflichtet Loeb bei: "Die geforderten Restriktionen schädigen das Angebot der Gattung und damit auch den vorgeblich von VPRT und RMS immer wieder geforderten freien Markt. Werberestriktionen liegen weder im Interesse der Gattung noch der Kunden. Daher teilen wir als nationaler Vermarkter der ARD die Sorgen unserer Gesellschafter um die Gattung Radio." In der Berliner Radiozentrale unter Lutz Kuckuck bündeln private wie öffentlich-rechtliche Sender und Vermarkter ihre Interessen für die Gattung.
In Hamburg reagiert die RMS überrascht. Ruckert und sein Team betonen auf Anfrage von W&V Online, dass die RMS die Haltung der WDR Mediagroup "äußerst bedauerlich" finde. Florian Ruckert will die zwei Stränge nicht vermengen: "Gemeinsame Gattungsarbeit und intramedialer Wettbewerb sind zwei Themen, die man keinesfalls miteinander mischen sollte. Es ist klug und sinnvoll, in Gattungsangelegenheiten mit der AS&S Radio an einem Strang zu ziehen und die Gattung Radio im intermedialen Wettbewerb ganzheitlich zu stärken", betont der Vermarkter der meisten privaten Radiostationen. Diese Gattungsarbeit aufgrund des Wettbewerbs unter den Vermarktern in Frage zu stellen, "halte ich für kontraproduktiv und nicht zielführend für einen starken Radiomarkt", so Ruckert. Er verweist auf die zurückliegenden Monate mit guter Zusammenarbeit, beispielsweise beim Projekt "Audioeffekt". Ruckert abschließend: "Und auch jetzt sind wir in enger Abstimmung darüber, wie es mit unseren Kreativpreisen und einer gemeinsamen Radiogattungsveranstaltung im kommenden Jahr weitergeht."
Die Radiozentrale als gemeinsames Gattungsinstrument will vermitteln. Auf Anfrage betont Geschäftsführer Lutz Kuckuck: "Im Zuge der medienpolitischen Diskussion hat sich hier die Tonart verschärft - schließlich geht es um handfeste wirtschaftliche Interessen in einem drastisch verschärften Wettbewerb. Dennoch wird es angesichts der bereits erkennbaren neuen Herausforderungen in der digitalen Welt letztlich darum gehen müssen, im Sinne des Mediums bestmöglich zusammen zu arbeiten. Nur dann können wir die notwendige Relevanz des Mediums Radios erhalten bzw. erhöhen - und dafür gibt es das gemeinsame Gefäß 'Radiozentrale'. Dort werden wir am runden Tisch die Problemstellungen bestmöglich konsensual lösen können, da sind wir ganz zuversichtlich."
Die Haltung des nationalen ARD-Vermarkters AS&S zu den Forderungen lesen Sie auch ausführlich in der aktuellen Printausgabe der W&V (EVT: 09.12.). Abo?