Medientage München:
Was Medien und Werber von Adblockern lernen sollten
Adblocker als Denkanstoß für bessere und clevere digitale Werbeformen verstehen: ein Appell von Miriam Meckel in ihrer Keynote auf den Medientagen München. W&V-Redakteurin Petra Schwegler war dabei.
Der Erfolg der inzwischen wieder gestoppten Adblocker-App Peace schreckt Miriam Meckel nicht ab. Die "Wirtschaftswoche"-Chefin hat in ihrer Keynote auf den 29. Medientagen München folgende Lehre aus dem Boom der digitalen Reklamebremsen gezogen: "Peace ist eine Kriegserklärung an disruptive Formen der digitalen Werbung, die wir eigentlich selbst nicht mehr wollen". Meckel warnte Medien, Werbungtreibende und Kreative davor, Webnutzer weiterhin mit unkreativen Inhalten und Kampagnen und einem "24/7-Geballer" abzuschrecken. Schluss mit der "kreativen Zerstörung", lautet ihre Forderung.
Durchdachte Werbung sei eine weitaus bessere Waffe gegen den Verlagsschreck Adblocker als beispielweise eine Intervention durch die Politik, wie es etwa dem Digitalverband BVDW vorschwebt, glaubt Meckel. Auch sei der Springer-Versuch, bei Bild.de die Adblocker zu blockieren, keine Lösung. "Wir müssen unsere Kundinnen und Kunden ernst nehmen", betont die "WiWo"-Macherin.
Immerhin würden weltweit geschätzt inzwischen 150 bis 200 Millionen Menschen mit Adblockern die Werbung aus ihrer digitalen Spur tilgen. Ein Beleg dafür, wie viele Nutzer vom digitalen Ad-Overkill genervt würden, so die Keynote-Speakerin. Gerade junge und künftige Zielgruppen würden von vornherein von Werbung abgeschreckt und dank Adblockern komplett vom Werbefluss abgeschirmt. Und, so Meckel weiter, Klickmaschinen als Lösung für mehr Reichweite für unkreative Banner, Pop-ups, PreRolls und so weiter sollten Werber und Inhalteanbieter ablehnen.
Die "WiWo"-Chefin zitierte WPP-Chef Martin Sorrell, den die "WiWo" für die nächste Ausgabe interviewt hat und der folgende Lösung für die Werbeabstinenz parat hält: "Wir kommen Adblockern nicht mit Verboten bei. Es müssen neue und clevere Werbeformen her, die überzeugen und bewegen."
Und was sollten Inhalteanbieter vom Adblocker lernen?
Weg vom Clickbaiting und hin zu mehr Inhalten, die nicht nur mit einer reißerischen Überschrift aufwarten, sondern die Leser fesseln und binden, schlägt Miriam Meckel vor. Unterhaltsames dürfe dabei durchaus kurzweilig daherkommen, Hintergründe müssten als solche erkennbar sein und Tiefe bieten. Moderne Websites aus den USA würden sich neben kurzen knackige News auch wieder auf Langlesestücke konzentrieren, auf Intelligentes und Identitätsstiftendes, so Meckel. "Mit Erfolg."