Titanic-Aktion:
Wahlspot-Gerangel: ZDF lehnt Machwerk von Die Partei ab
Zu viel "Titanic", zu wenig Parteiprogramm: Das ZDF lehnt eine Wahlwerbung von Die Partei ab. Natürlich nutzt das Satiremagazin diese Vorlage für neuen Brachialhumor. Chefredakteur Tim Wolff antwortet der W&V.
Wahlwerbung mal anders: Die Partei hat für ihre Wahlwerbung Protagonisten in eine Toilettenkabine geschickt. Dort blättern sie feixend in einer neuen Ausgabe der "Titanic". Just die, die mit einem nackten Pärchen unter der Dusche auf dem Cover. Und der Schlag unter die Gürtellinie geht noch tiefer. Das umstrittene Papst-Cover, bitteböse Lanz-Satire und weiteres spießt der Spot auf. Das ZDF zog den Stecker: Diese Werbung werde nicht gesendet, hieß es in einem Fax aus Mainz am Freitag, das die "Titanic" veröffentlichte. Die Begründung: Es handele sich dabei inhaltlich nicht um Wahlwerbung, sondern der Spot werde vielmehr missbräuchlich dazu genutzt, Werbung für die "Titanic" zu machen.
Nun hat auch die Satirepartei den Stecker gezogen und verzichtet ganz auf dessen Ausstrahlung, nachdem am Freitag die "Titanic" noch siegesgewiss argumentiert hatte: Die "Titanic" sei ja nur das Parteiorgan und bei der Werbung handele es sich eigentlich um einen Spendenaufruf. Auch den Vorwurf der Beleidigung des Papstes und von Markus Lanz versucht das Magazin zu begegnen: Beide Abbildungen seien nicht justiziabel. Punkt vier der Rechtfertigung ist dann aber schon weniger förmlich: "Wir haben uns so viel Mühe gegeben!"
Das Corpus Delikti:
Die "Titanic" hatte am Wochenende nun zwar ihren Spot überarbeitet, aber er wurde noch einmal vom ZDF abgelehnt. Die Partei will jetzt ganz auf die Ausstrahlung verzichten. Natürlich geht auch das nicht ohne eine gepfefferte satirische Replik: "Die Partei" wolle auf einen Rechtsstreit vermeiden, heißt es, "damit das ZDF nicht weiterhin Rundfunkgebühren verschwendet, indem es teure Anwaltsfirmen beauftragt."
Chefredakteur Tim Wolff sagte inzwischen gegenüber W&V, man wolle nun den ersten Wahlwerbe-Spot wiederholen, "da das ZDF seinem Publikum lieber behutsam aktualisierte politische Reden aus dessen Jugend präsentiert als wichtige Informationen zur Seniorengesundheit." Er fügt noch hinzu: "Da ohnehin mindestens die Hälfte der Rundfunkgebühren vom ZDF für Hitler-Shows ausgegeben werden", erscheine dem Magazin das als "weiteres, angemessenes Zugeständnis an die Sehgewohnheiten der ZDF-Zuschauer". Am 20. Mai ist beim ZDF für die Wahlwerbung von Die Partei ein Sendeplatz vorgesehen. Um 17:05 Uhr wird er laut ZDF ausgestrahlt.
Der alte/neue Spot sieht dann so aus:
Provokation im Umfeld der Wahlwerbung ist Programm bei Die Partei. Denn schon im Bundestagswahlkampf im vergangenen Jahr hatte die Organisation mit schlüpfrigen Porno-Anspielungen für sich geworben: