HD+ Forum :
Trendforscher Wippermann: "Heute ist das iPhone die Fernbedienung"
Peter Wippermann hat auf dem HD+ Forum in München aufgezeigt, welche Trends Mensch, Medien, Märkte heute und in Zukunft prägen...
Wie sich Menschen, Medien und Geschäftsfelder im Zuge der galoppierenden Digitalisierung verändern, das hat Trendforscher Peter Wippermann auf der Veranstaltung "HD+ Forum" der Astra-Tochter HD Plus GmbH in München aufgezeigt. Als "Zeitenwende" etwa bezeichnet es der Zukunfts-Wissenschaftler, dass ausgerechnet ein großer Werbetreibender wie Red Bull mit dem Stratos-Sprung im vergangenen Oktober starke HD-Bilder von Felix Baumgartner auf der ganzen Welt ins TV gebracht hat. Wippermann erwartet noch viel von Red Bull: Das Unternehmen des gewieften Österreichers Dietrich Mateschitz könnte das nächste Thema Ultra HD aus Marketinggründen vorantreiben – noch vor der geschätzten Marktreife im Jahr 2016, schätzt der Trend-Professor. Ultra HD – bekannt auch als 4K mit einer vier Mal größeren Auflösung als das herkömmliche HD-Fernsehen – stehe für eine wichtige Entwicklung: "Die Bildqualität wird immer mehr zum Statussymbol. Die Bilddichte im Großen wie im Kleinen wird uns noch viel mehr beschäftigen" – betont Wippermann, und erklärt damit auch den Erfolg von Apples iPad, das auf eine gute Auflösung dank Retina-Display setze.
Drei Säulen zählt der Chef des Trendsbüros auf, die sich massiv verändern würden.
Mensch
Neue Familienformen, immer mehr Singles, die alleine TV konsumieren und dennoch hohen Bedarf an freundschaftlichem Austausch hätten – das führt laut Peter Wippermann dazu, dass sich gerade die jungen Menschen zwischen 18 und 34 Jahren dem Second Screen zuwenden. Austausch über das iPhone, das iPad, den Laptop vor dem TV-Gerät statt Gequatsche mit der Familie wie früher – das wird mehr und mehr zum Alltag in deutschen Wohnzimmern. Hinzu kommt die individuelle Suche nach bestimmten Inhalten; die Bespaßung des Publikums von oben herab durch die TV-Sender würde nicht mehr lange funktionieren, warnt Wippermann. Dienstleister wie HD+ - hier schlägt der Forscher die Brücke zum Veranstalter – würden diese Bedürfnisse mittlerweile geschickt kombinieren. So kombinieren Satellitenempfänger mit dem integrierten neuen Service HD+Replay hoch aufgelöste Bilder mit Abrufservices in den Mediatheken der privaten Sender (künftig neben der RTL-Familie auch jene von ProSiebenSat.1), App-Funktionen und Chat-Möglichkeiten. Das verändere
Medien
Immer mehr TV-Geräte können IPTV. Inzwischen seien 55 Prozent der verkauften Fernseher internetfähig, SmartTV sei auf dem Vormarsch. Damit verbunden müssten sich die TV-Sender auf neue Konkurrenz einstellen - beispielsweise auch durch die Printbranche, die das Bewegtbild entdeckt; das Abschmelzen der Marktanteile der Top-10-Sender im vergangenen Jahrzehnt von 86 auf 78,9 Prozent belege das. Wippermann nennt einige Beispiele, wie Fernsehstationen aus seiner Sicht gelungen auf den Wandel reagieren – wie etwa die Connect-App der ProSiebenSat.1-Sender, die zum Austausch der Zuschauer verleitet. Neueste Umfragen würden laut dem Trendforscher belegen, dass der Second Screen – also die parallele Nutzung sozialer Plattformen neben dem TV-Konsum – bei den Werberelevanten vor allem zur Infosuche zum Programm oder zu den gezeigten Produkten genutzt würde. Eine Chance für neue Erlösfelder – meint Peter Wippermann und leitet über zu
Märkte
Die Geschäftsmodelle von Sendern, Produzenten oder auch Werbungtreibenden würden durch die oben genannten Veränderungen massiv durcheinander gewirbelt. Als Beispiel nennt Wippermann Rupert Murdochs Filmstudio 20th Century Fox, das die Produktion "Prometheus" vorab im Web gestreamt hat – unter großer Beachtung. Oder die Plattform "UltraViolet" der US-Studios, wo User eigene Filme hochladen, speichern und immer wieder anschauen könnten. Wippermann: "Die Content-Entscheidung wird in das eigene Unternehmen geholt." So eben auch bei Red Bull. Oder auch bei Werbungtreibenden wie Coca-Cola. Social Media und der Second Screen verändere auch die Werbung massiv; heute würden neue Testimonals anhand ihres Twitter-Buzz ausgewählt und via Real-Time-Bidding ans Unternehmen gebunden – so geschehen mit Sport-Testimonials nach den Olympischen Sommerspielen in London, wo sich dank Social-Web-Charts gezeigt hätte, dass sich die potenziellen oft zu Zweitplatzierten hingezogen fühlten und nicht zu den Gewinnern der Wettbewerbe.
Peter Wippermann kommt zu dem Schluss: "Es sind ganz andere Player, die heute in den Medien eine Rolle spielen." Die Selbstbestimmung durch den Zuschauer und die neuen Möglichkeiten führten zu den neuen Geschäftsmodellen. Dass Apple diese Klaviatur gekonnt spielt, belegt er mit der Aussage: "Heute ist das iPhone die Fernbedienung." Und morgen? 2020 werde Augmented Reality als kommender Trend die Medien prägen, prognostiziert der Hamburger Forscher...