DLM:
So soll Meinungsmacht gemessen werden
Der Medienkonvergenzmonitor nimmt Formen an. Die Medienwächter haben nun Forscher beauftragt, Springer, ARD oder Bertelsmann nach ihrer Meinungsmacht abzuklopfen.
Springer war den Medienwächtern einst zu meinungsmächtig, um ProSiebenSat.1 kaufen zu können. Genau definiert wurde bei der Absage der Riesen-Ehe im deutschen Medienmarkt die "Meinungsmacht" nicht. Doch eine Messlatte sollte her: Das Internet übernimmt immer mehr Meinungsmacht und wirbelt das bisherige Gefüge der klassischen Medien durcheinander. So kommt es, dass die ARD mittlerweile mit allen Plattformen zusammen mehr als ein Fünftel zur Meinungsmacht in Deutschland beiträgt – wie die Münchner Medienanstalt BLM vor zwei Jahren bei den Medientagen München hochgerechnet hat. Ein "Medienkonvergenzmonitor" soll derlei Aussagen über den Einfluss der Medienmarken auf die Meinung der Bürger in feste Formen gießen. Mit ihm sollen "Daten über den Stand und die Entwicklung der Rundfunk- und Medienlandschaft erhoben und ausgewertet" werden, wie es in einer Mitteilung der Medienanstalten nach der Sitzung ihrer Chefs in der DLM heißt. Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse sowie Auswirkungen auf die Medienvielfalt und die Meinungsbildung in Deutschland könnten so bewertet werden. "Erstmalig werden dabei Rundfunk, Print und Onlinemedien gemeinsam erfasst", heißt es.
Eine "Gewichtungsstudie" wird im Auftrag der DLM nun das Münchner Institut TNS Infratest vornehmen. Mit der Ergänzung der Mediendatenbank um die Beteiligungsverhältnisse im Presse‐ und Onlinebereich sowie den entsprechenden Aktualisierungen wird das Dortmunder Formatt‐Institut um Horst Röper beauftragt. Das neue Projekt besteht aus einem "MedienVielfaltsMonitor", den etwa die BLM schon nutzt, und einer Mediendatenbank, in der unter anderem die bislang schon erhobenen Zahlen und Fakten der Medienkonzentrationskommission KEK zum Fernsehen um weitere relevante Daten - etwa aus dem Printbereich - erweitert werden. "So sollen künftig auch Beteiligungsstrukturen und die crossmedialen Verflechtungen der größten 300 Zeitungsverlage, 460 Zeitschriftenverlage, 260 Lokalfunkanbieter sowie rund 200 Onlineanbieter ermittelt werden", hofft die DLM.
Der Medienkonvergenzmonitor soll ein "übergreifender empirischer Ansatz zur Messung von Meinungsmacht und Medienkonzentration in Deutschland" werden. "Er basiert dabei neben den Beteiligungsverhältnissen auf neutral erhobenen Reichweitendaten der verschiedenen Medien und erlaubt einen aktuellen ‚Blick von oben‘ auf Medien, ihre Verflechtung und ihre Nutzung", so die Medienwächter.
Noch ein kleines Rechenexempel in Circa-Zahlen aus dem Herbst 2012, als die BLM erste Testrechnungen vorgenommen hat: Die ARD hatte demnach einen Anteil von 22 Prozent an der Meinungsmacht, Bertelsmann mit allen Töchtern 14 Prozent, ProSiebenSat.1 neun Prozent, Springer (dem einst die Übernahme von ProSiebenSat.1 wegen der großen Macht untersagt wurde) acht Prozent und das ZDF 7,5 Prozent. Auf zehn weitere Medienunternehmen, die jeweils mindestens einen Anteil von einem Prozent haben, entfiel ein Marktanteil von zusammen 17 Prozent. Und Suchmaschinen wie Google würden immer stärkeren Einfluss auf diese Machtverhältnisse haben, hieß es damals.