RTL:
Shitstorm und Quotentief: "Rising Star"
Jetzt ist die Quote schon eher mäßig - nun löst auch noch die Liedauswahl für die Kandidaten einen Sturm der Entrüstung bei den Zuschauern aus: RTL hat keine Freude an der Castingshow "Rising Star".
Mäßige Quote und jetzt noch ein Shitstorm: RTL hat wenig Freude an seinem neuen Casting-Format "Rising Star". Nach der Livesendung am Samstagabend sah sich der Kölner Sender mit dem Vorwurf konfrontiert, die Kandidaten dürften ihre Lieder nicht selbst aussuchen.
Auslöser war kurz vor Ende der Show eine Bemerkung des Gitarristen Gustavo. In Zukunft werde er wohl nur noch Songs singen, "die mir gefallen", sagte er, nachdem er mit seinem Partner Micky den Song "Celebration" gesungen hatte und damit durchgefallen war. "Das war nicht ein Song, den wir auf der Liste hatten", ergänzte Micky. In der Jury entbrannte eine längere Diskussion. Jurorin Anastacia mahnte, ein Künstler sollte keinen Song vortragen, der ihm nicht liege.
In sozialen Netzen löste das Welle der Empörung aus. Kritik hagelte es etwa auf der Facebook-Seite von "Rising Star". Auch der Vorwurf, besonders kritische Kommentare seinen gelöscht worden, wurde laut. RTL nahm schließlich Stellung: "Um Missverständnissen vorzubeugen, erläutern wir gerne den Prozess der Songauswahl", hieß es. "Die Talente machen selbst Vorschläge oder sie bekommen Songvorschläge. Entscheiden tun am Ende nur sie selbst." Untermauert wurde dies mit Video-Stellungnahmen der Teilnehmer - die bei der Facebook-Gemeinde als wenig glaubwürdig ankamen.
Das Publikumsinteresse war ansonsten mäßig. Am Samstag schalteten 1,75 Millionen Zuschauer (7,0 Prozent) ein - noch weniger als zum Start am Donnerstagabend, als 2,25 Millionen Zuschauer (8,4 Prozent) dabei waren. Abgestimmt haben am Samstag laut RTL knapp 1,2 Millionen Zuschauer, es habe über 3,7 Millionen Interaktionen (Check Ins und Votes) gegeben.
Die Kandidaten brauchen 75 Prozent der Zuschauerstimmen, um weiterzukommen. RTL hatte große Hoffnungen in die Show gesteckt, die im Gegensatz zu einem ähnlichen Format bei ProSieben ("Keep Your Light Shining") ein Erfolg bei Stammsehern und junger Zielgruppe werden sollte. Bei den RTL-Werberelevanten (14- bis 59) lag der Marktanteil bei 10,4 Prozent, bei den jungen Zuschauern (14- bis 29) kam "Rising Star" auf immerhin 18,5 Prozent am Samstag. ProSieben hatte "Keep Your Light Shining" nach einer Staffel abgesetzt. Nur 1,17 Millionen Zuschauer (4,5 Prozent) hatten die Premiere verfolgt - dagegen sieht die "Rising Star"-Premiere beinah gut aus.
Am Samstag aber schauten die meisten im Hauptabend die ZDF-Krimireihe "Wilsberg" (4,55 Millionen Menschen) - und das bei einer Wiederholung der Folge "Frischfleisch" von 2011. Der Marktanteil im Gesamtpublikum lag bei 17,9 Prozent. Auch die anderen großen Sender lagen vor RTL mit dem neun Format: Bei der ARD lockte der Spielfilm "Cinderella - Ein Liebesmärchen in Rom" 3,15 Millionen bzw. 12,3 Prozent, Sat.1 zückte die Wunderwaffe Julia Roberts und erreichte mit "Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen" 2,50 Millionen Zuschauer (9,8 Prozent). ProSieben strahlte Stefan Raabs Promi-Show "Schlag den Star" aus, 2,12 Millionen (8,4 Prozent) schalteten ein.
Mit dem Gesamten August ist der Privatsender RTL aber zufrieden: Die Senderfamilie (RTL, Vox, N-TV, RTL Nitro, Super RTL und RTL 2) erreichte einen gemeinsamen Marktanteil von 28 Prozent bei den 14- bis 59-jährigen Zuschauern und lag hier 0,3 Prozentpunkte vor den Sendern von ProSiebenSat.1 (27,7 %). Die Konkurrenten wiederum legen lieber die 14- bis 49-Jährigen zugrunden. Und da liegen sie vor der RTL-Gruppe: Sat.1, ProSieben, Kabel eins, Sixx, Sat.1 Gold und ProSieben Maxx kommen zusammen auf 30,8 Prozent Marktanteil, in der Gruppe 14- bis 49 erreiche die RTL-Familie aber nur 23,7 Prozent. So gibt es nur Sieger im August.
Im Einzelnen holte RTL 12 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. ProSieben kam auf respektable 11,8 Prozent. Beim Gesamtpublikum muss der private Marktführer ebenfalls aufpassen, denn hier sitzt RTL (9 Prozent) Sat.1 mit 8,7 Prozent im Nacken. In ein tiefes Loch gefallen sind nach der Fußball-WM, so fasst es der Branchendienst DWDL zusammen, ARD und ZDF. Das ZDF erlangte die Marktführung zurück, erreicht aber nur noch 11,6 Prozent aller Zuschauer. Die ARD kam auf lediglich 11,3 Prozent. (sh/dpa)