Media-Studie:
Second-Screen-Nutzer: Mehr Verweigerer als Unersättliche
Der Second Screen ist nicht gleich Second Screen - zumindest nicht für jeden Typ Fernsehzuschauer. Initiative hat in einer Studie eine Typologie erstellt, wer die Medien parallel wie nutzt.
Der Second Screen ist nicht gleich Second Screen - zumindest nicht für jeden Typ Fernsehzuschauer. Initiative hat in der Studie "My Screens" eine Typologie erstellt, wer die Medien parallel wie nutzt. Vier Typen gibt es nach Meinung der Studienautoren: Verweigerer, Selektive, Intuitive und Unersättliche, die sich in Nutzungsintensität und –motivation sowie in der Art der Nutzung ihres Zweitbildschirms völlig unterscheiden.
Die erste Gruppe sind die Verweigerer, die Parallelnutzung bewusst vermeiden. Als Skeptiker möchten sich nur auf ein Medium konzentrieren. Sie sind in der Regel 40-59 Jahre alt, gehören dem mittleren Einkommenssegment an und sind in beiden Geschlechtern etwa gleich stark vertreten. Laut Initiative sind ungefähr 20 Prozent der Untersuchungsgruppe von ca. 1.000 Befragten zuzuordnen.
Den größten Teil bilden die Selektiven, die 37 Prozent darstellen. Die konzentrieren sich neben TV auf das Internet mit geringer Intensität. TV, Internet und soziale Netzwerke nutzen sie unterdurchschnittlich. TV wird dabei vor allem zur Primetime gesehen. Etwa die Hälfte dieser Gruppe gibt an, nicht mehr als 20 Prozent der Fernsehzeit parallel vor weiteren Bildschirmen zu verbringen. Der zweite Bildschirm kommt erst zum Einsatz, wenn Werbung läuft oder wenn mit Kindern zusammen persönlich weniger relevante Sendungen geschaut werden. Beim Kauf von im TV gesehenen Produkten auf dem Second Screen sind sie äußerst zurückhaltend. Selektive sind vor allem in den Altersschichten 30-59 Jahren vertreten, zeichnen sich durch ein mittleres bis hohes Einkommens- und Bildungsniveau aus und in der Gruppe sind etwa gleich viele Frauen wie Männer.
Als zweitgrößte Nutzerschar wurden mit 33 Prozent die Intuitiven ausgemacht. Sie sind aktive Nutzer aller Bildschirme und nutzen diese durchschnittlich lang. Jeder zweite Intuitive verteilt seine Aufmerksamkeit gleichermaßen auf beide Screens. Vor allem während der Werbung und Scripted-Reality bzw. Casting-Show Formaten sind zweite Screens in dieser Gruppe im Einsatz. Ein Drittel dieser Nutzer sagt aus, dass ihre eigene Parallelnutzung bei über 50 Prozent ihrer Fernsehzeit läge. Drei Viertel der Intuitiven verbringen mehr als 20 Prozent ihrer Mediennutzungszeit an mehreren Screens gleichzeitig. Die Intuitiven nutzen ihre Zweitbildschirme in etwa gleichen Teilen für Kommunikation und Informationsrecherche, weniger zur Unterhaltung. Wie auch die Selektiven informieren sich Intuitive kaum über TV-Inhalte und kommentieren diese auch selten. Auch beim Kauf von Produkten, die im TV gesehen wurden, sind sie zurückhaltend. Intuitive sind vorrangig in den jüngeren Altersgruppen zwischen 14 und 39 Jahren vertreten.
Die letzte Gruppe sind die Unersättlichen, die aber nur acht Prozent der Nutzer repräsentieren. Ein Drittel verbringt mehr als die Hälfte ihrer Mediennutzungszeit mit anderen Screens. TV, Internet und soziale Netzwerke werden überdurchschnittlich lange genutzt - mit klarer Präferenz für den Second Screen. 85 Prozent der Unersättlichen verbringen mindestens 20 Prozent ihrer TV-Zeit parallel mit anderen Bildschirmen. Fast jeder vierte Unersättliche nutzt neben dem TV sogar drei Screens. Für die Unersättlichen sind Nachrichten, Wetter und Wirtschaft- und Politikmagazine die Formate, bei denen sie verstärkt zu weiteren Screens greifen. Werbung kommt für sie erst an vierter Stelle. Fast jeder zweite Unersättliche informiert sich auf den Parallelbildschirmen über TV-Inhalte, jeder dritte diskutiert und postet auch darüber. Fast ein Drittel informiert sich auch über Produkte oder Angebote, die er in der Werbung sieht und hat TV-Entdeckungen schon einmal auf dem Zweitgerät gekauft. Unersättliche sind eher männlich und zwischen 20-39 Jahren alt.
Für die Gesamtheit hat die Media-Agentur folgende Zahlen ermittelt: 68 Prozent der Befragten nutzen mindestens einen weiteren Screen. Laptop (42 Prozent) und Smartphone (36 Prozent) sind stark in der parallelen Nutzung, gefolgt von Desktop PC (21 Prozent) und Tablet (13 Prozent). Die Basis für die geplante Studienreihe "My Screens" dienen 1.029 Online-Interviews mit Deutschen im Alter von 14-59 Jahren geführt. Die Studie ist halbjährlich geplant.