IVW-Auflagen 4. Quartal 2016:
Programmzeitschriften halten sich wacker
Die Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften schrumpfen zwar weiter: Die 30 stärksten Zeitschriftentitel verkaufen zusammen eine Million weniger Exemplare. Doch es gibt auch nach wie vor Gewinner - unter anderem die TV-Titel.
Die Auflagen der Publikumszeitschriften sind im 4. Quartal gegenüber dem Vorjahr gesunken. Allein die 30 führenden frei verkäuflichen Titel büßen rund eine Million Exemplare oder 4,5 Prozent ein. Sie verkaufen zusammen noch 21,2 Millionen Exemplare.
Die Zeitungen verlieren weniger: Bei den überregionalen Titeln sinken die Auflagen um insgesamt 1,7 Prozent. Einzige Ausnahme ist das "Handelsblatt", das um 1,7 Prozent zulegen kann und nun 125.000 Exemplare verkauft. Mit Abo und Einzelverkauf kommt das "Handelsblatt" auf knapp 89.000 Exemplare (+ 0,5%).
Am auflagenstärksten sind vier Programmzeitschriften: "TV 14" (Bauer), "TV Digital" (Funke), "TV direkt" (Gong) und "Hörzu" (Funke) knacken die Millionen-Marke - das schafft ansonsten nur noch "Bild am Sonntag" (Axel Springer). Dennoch: Außer "TV direkt" verloren alle an Auflage.
Diese Titel haben Grund zum Jubeln
Von den aufgeführten Titeln können nur vier ihre Verkaufsauflage gegenüber dem 4. Quartal 2015 verbessern: "TV direkt" macht 1,4 Prozent Plus, "TV pur" (Bauer) 5,4 Prozent, außerdem die Wochenzeitung "Die Zeit" (+0,2%) und "TV für mich" (Gong Gruppe; +6,7%). Zu den großen Verlieren unter den Top-Titeln gehören "Brigitte" (Gruner + Jahr) mit einem Minus von 11,4 Prozent, der "Stern" aus demselben Verlagshaus (-10,8%) und "Meine Familie & ich" (Burda; -9,9%).
Außerdem melden "Madame" und "Zeit Campus" positive Auflagenentwicklungen. Das Studentenmagazin des Zeit Verlags verkaufte laut IVW im 4. Quartal 2016 durchschnittlich 102.543 Exemplare von jeder Ausgabe und legte damit um 9 Prozent (8.480 Exemplare) im Vergleich zum Vorjahresquartal zu. Das Medweth-Magazin "Madame" weist eine verkaufte Gesamtauflage von 102.000 Exemplaren aus (+1,7%) - und wuchs sogar in der "harten Währung" Abo plus Einzelverkauf (auf zusammen 41.400) um 11 Prozent. Einen Beleg für den Erfolg der Wohlfühl-Nische liefert "Happinez" (Bauer): Hier wurden 4,17 Prozent mehr Gesamtverkäufe erzielt, gemeldet werden nun 128.000 Exemplare.
Gewinner in der Nische
Am meisten legte in absoluten Zahlen "Freizeit Exklusiv" zu: Satte 66.000 Exemplare mehr konnte der Burda-Titel nach einer Umstellung von 14-täglich auf monatlich im 4. Quartal 2016 verglichen mit 2015 verkaufen (+ 85 Prozent). Den zweitgrößten absoluten Zuwachs verzeichnet "Landidee" (Landidee Verlag) mit einem Plus von gut 60.000 Exemplaren (+ 23 Prozent). Superstar "Landlust" (LV) verliert knapp 7 Prozent und pendelt sich bei 977.000 Exemplaren ein.
Auffällig ist die Häufung der Kinderzeitschriften unter den Gewinnertiteln - was zum Teil an der niedrigen Basis liegt. "Playmobil Pink" (65.000), "Dinosaurier" (45.000), "Lego Ninjago" (165.000, alle drei von Blue Ocean) sowie "Mia and me" (Panini; 72.000) gehören zu den Wachstumssiegern - und das, obwohl das Kinderzeitschriftensegment unter dem Strich um rund 200.000 verkaufte Exemplare einbrach. Außerdem einsam im Segment Jugendtitel: "Bravo Girl" kann als einziges Heft leicht zulegen (um 6,59 Prozent auf 93.000), während "Popcorn", "Hey", "Mädchen" und "Bravo" alle im zweistelligen Prozentbereich Federn lassen. Immerhin kommt der Bauer-Jugendklassiker "Bravo" noch auf über 100.000 Exemplare und schafft 122.000 (4/15: 141.000).
Hohe Verluste gab es im Segment Wohnen & Garten mit einem Minus von 700.000 Lesern. Die wöchentlichen Frauenzeitschriften müssen auf rund 400.000 Leserinnen verzichten, monatliche auf 240.000 und 14-tägliche auf rund 150.000. Was nicht heißt, dass es den Männerzeitschriften besser ginge: Burdas "Playboy" verliert 12,4 Prozent seiner Käufer und rutscht auf 163.000 (man darf gespannt sein, ob sich der Relaunch positiv auswirkt), bei Condé Nast fehlen 10,7 Prozent der "GQ"-Käufer (96.000), "Men's Health" von der Motor Presse hat immerhin noch 152.000 (minus 7,28 Prozent).
Im Segment Programmies liegt das Minus bei 430.000, bei den aktuellen Magazinen, zu dem der "Spiegel" ebenso zählt wie Bauers Lifestyle-Blatt "Intouch", bei etwa 480.000. Hier gab es nur Verlierer. So muss die "Bams" mit 79.000 weniger Käufern auskommen, "Focus" verliert fast 21.000, der "Spiegel" gut 18.000 verkaufte Exemplare.
E-Paper als Retter?
Digitlausgaben sind nur bedingt geeignet, die Verlage zu retten: So konnten zwar etwa "Playboy" (+510% auf 15.500), "Men's Health" (+441% auf 3300), "Börse Online" (+132% auf 576), "Bild am Sonntag" (+116% auf 46.500), "Focus Money" (+110% auf 17.500) und "Brigitte" (+56% auf 12.000) ihre E-Paper-Abrufe massiv steigern, außerdem viele Titel der Motor- und Sportpresse. Allerdings, weil sie sich zum Teil erst im dreistelligen Bereich befinden. Zählbares liefern hier aber schon "Playboy", "Bams", "Focus Money" und "Brigitte". Bei vielen Magazinen dagegen nimmt der E-paper-Verkauf bereits wieder rapide ab, und das auf niedrigem Niveau.
E-Paper-Spitzenreiter unter den frei verkäuflichen Titeln ist der "Spiegel" mit 54.000 gefolgt von der "Bams" mit 46.500 und der "Zeit" mit 44.000. Aktuelles, Wirtschaft und Sport sind bei den Digitalaffinen gefragt, weniger gut laufen hier Klatsch, Frauentitel und Wohnen & Garten.