Red Indians Publishing:
Neues Magazin "Weiberkram": Frauenthemen aus Männersicht
Der Verlag Red Indians wagt sich mit dem etwas anderen Frauenmagazin „Weiberkram“ an den Kiosk. Porsche unterstützt das Projekt. W&V-Chefredakteur Jochen Kalka hat mit Herausgeber Michael Köckritz in Reutlingen darüber gesprochen.
Der Verlag Red Indians wagt sich mit dem etwas anderen Frauenmagazin „Weiberkram“ an den Kiosk. Porsche unterstützt das Projekt. W&V-Chefredakteur Jochen Kalka hat mit Herausgeber Michael Köckritz in Reutlingen darüber gesprochen.
Ein Fahrrad an der Wand, unverputzte Backsteinwände, eine Designerlampe, die aussieht wie ein Luftschiff aus zerknülltem Papier: Solche Büros findet man im Silicon Valley, aber doch nicht am Fuße der Schwäbischen Alb, in Reutlingen. Meint man. Doch im Alten Wasserwerk, direkt neben der Markthalle, Obere Wässere 3, führt ein Glasaufzug in den fünften Stock hinauf, hinein in die kreative Welt von Red Indians Publishing. Hier entstehen Corporate-Publishing-Ideen und Zeitschriften, fetter als Bücher und schwerer als Backsteine. "Ramp" etwa, ein stylishes Automagazin, "Rampstyle", das den Untertitel „Männersachen“ trägt, oder "Rampdesign". Zwischen unzähligen Automodellen und Büchern sitzt der Chef des Hauses, Michael Köckritz, in seinem gläsernen Büro. Hier hat er auch sein jüngstes Projekt entwickelt: "Weiberkram!", seine allererste Frauenzeitschrift.
Am 19. März kommt das Heft (Unterzeile: „Die wunderbare Welt der starken Frauen“) auf den Markt. Eine „Hommage an die Frau“ sei das Blatt, sagt Köckritz. Der spezielle Dreh: "Weiberkram" wird ausschließlich von Männern gemacht, die die Themen bewusst aus ihrem Blickwinkel angehen. Weil, so Köckritz, „Männer die Frau gar nicht verstehen können, was sie auch gar nicht wollen“. Genau das soll Frauen neugierig machen, auf das 240-seitige, zunächst einmalig geplante Opus. Was denkt Mann? Mann hat sich zum Beispiel eine Rubrik ausgedacht, die da heißt: „Pipi, Hunger, kalt.“ Aha. Diese drei Schlagworte sollen also das Wesen einer Frau definieren? Aber: Alles nicht so ernst nehmen. Augenzwinkernd soll es vielmehr sein, erklärt Köckritz, selbstironisch. Wie das ganze Heft, das „zu einem frechen Flirt mit den Frauen“ werden soll. „Frisch und gut gelaunt“ sei das und folge dem „reflektierten Luxusdenken unserer Zeit“.
Köckritz schreibt für seine Blätter nicht nur selbst, er greift auch zur Fotokamera. Dabei ist er kein gelernter Kreativer. Medizin hat er im nahen Tübingen studiert. Wie die Jungfrau zum Kind kam er Anfang der 90er-Jahre zu der Zeitschrift "Autofocus", baute später eine Agentur auf. Zehn Jahre firmierte er dann unter Köckritzdörrich, bis er vor wenigen Monaten wieder unter eigenem Namen verlegerisch tätig wurde – und jetzt mit frischen Konzepten experimentiert.
Wie aber schmeckt sein jüngstes Projekt den Werbekunden? Der Männermarke Porsche scheint die Mixtur jedenfalls zu gefallen. Aus gutem Grund: Der Stuttgarter Pferdestärkenhändler definiert neuerdings starke Frauen mehr denn je als Zielgruppe. Weil sie sich selbst für die Marke entscheiden oder auch Kaufentscheidungen der Männer beeinflussen würden, heißt es aus Zuffenhausen. Porsche hat in Weiberkram investiert, Köckritz umgeht dabei Begriffe wie Sponsoring oder gar ein raffiniert verpacktes CP-Projekt, spricht lieber von „Partnerschaft“. „Einen konkreten inhaltlichen Einfluss von Porsche gab es jedoch nicht“, betont der Blattmacher. In den Umsetzungen sei die Redaktion im Sinne eines glaubhaften Heftkonzepts jederzeit frei gewesen, so „souverän“ sei Porsche. Der Sportwagen ist im Heft lediglich in zwei Geschichten zu sehen. Einmal nur schwer erkennbar, einmal ganz unscheinbar im Hintergrund.
Die Kooperation zwischen Magazin und Marke ist für Köckritz auch im Vertrieb ein Pilotprojekt. Der Autobauer öffnet für Weiberkram eigene Vertriebskanäle und versorgt seine Kunden damit. Neben einer geplanten Gesamtauflage von 32.000 Exemplaren werden 8000 Hefte als englischsprachige Version ausgeliefert.
Porsche ist nicht der einzige Werbepartner in der Erstausgabe. Weitere Premiummarken wie Chopard und Marc Cain sind ebenfalls dabei; insgesamt sollen rund zwei Dutzend voll bezahlte Anzeigenseiten enthalten sein. Zu haben ist die 1/1-Seite für brutto 6000 Euro. Über Geld spricht Köckritz allerdings nicht so gern, das merkt man ihm an. Lieber führt er seine Entwicklungsküche vor, wo sich fertige Layouts zwischen übermütigen kreativen Ideen tummeln; alles vor einer riesigen Wand, auf der die Einfälle für die nächsten Projekte gesammelt werden. Eines davon hat sogar schon konkrete Formen angenommen: Im Sommer bringt er ein Luxusmagazin heraus. Diesmal wird es ein neuartiges Geschäftsmodell mit einem großen Verlag aus Norddeutschland. In Schwäbisch Valley experimentiert man eben gern.