Ab diesem Moment hätte man ihr gewünscht, sie wäre aufgesprungen und aus dem Studio geflitzt. Aber nein: Katja blieb, tat schrecklich gelangweilt und ließ an keiner Frage mehr ein gutes Haar. So zierte und blamierte sie sich durch die Sendung. Wo sie gern Diva gewesen wäre, war sie bestenfalls Zicke.

Der Moderator lächelte tapfer, versuchte die tapsige Katja zu stützen, ihr Brücken zu bauen, um sich zu fangen. Sie ignorierte es. Spätestens da hätte ein bisschen Klartext nicht geschadet. Zum Beispiel: "Frau Riemann, meine Themen sind Ihnen zu blöd. Erzählen Sie uns etwas weniger Belangloses!" Oder: "Sie haben heute einen richtig schlechten Tag, nicht wahr?"  Wenn’s schon aus dem Ruder läuft, dann doch gleich richtig. Natürlich weiß Katja wie Film-PR geht. Auch, wenn sie mal nicht gut drauf ist. Ein Leichtes wäre es gewesen, das Interview sympathisch zu parieren, den Ball selbst aufzunehmen, den Spielverlauf charmant zu ändern. Business as usual in ihrem Geschäft.

Aber nein. Am Ende war sogar das Studio zu hell. Du meine Güte. Da brauste dann mal ein ordentlicher Drecksorkan durch Foren und Facebook. Alles gelöscht und abgeschaltet. Apropos abschalten: Ich guck Ihre Filme seit Anfang der Neunziger nicht mehr. Wie kann ich nur? Ganz einfach: Sie sind mir echt zu Katja, Frau Riemann!

Der Autor ist Medienberater, Journalist und Autor des Buchs „Bis nichts mehr ging – Protokoll eines Ausstiegs“ (Rowohlt)


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Autor: W&V Redaktion

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