Politikmagazin:
"Kater Demos": So geht Print heute!
Von wegen Krise: Wie Print heute funktioniert, zeigen die jungen Medienmacher des Politikmagazins "Kater Demos" auf 120 Seiten - geballter Content ohne Werbung.
Obwohl heute der Großteil der politischen Debatten in der "Generation Y" im Netz stattfindet, haben Alexander Sängerlaub und Franziska Teubert mit "Kater Demos" ein "utopisches Politikmagazin" herausgebracht – und zwar gedruckt. Die Idee dazu ist bei einem Glas Wein im Vorfeld der Bundestagswahl im März 2013 entstanden – aus dem Gefühl heraus, dass sich politisch interessierte 20- bis 35-Jährige in den bestehenden Magazinen wenig bis gar nicht wiederfinden. Um "Kater Demos" auf den Markt zu bringen, haben die beiden Macher sogar einen eigenen Kater Demos Verlag gegründet.
"Uns ist heute die Zeit abhanden gekommen, einem Gedanken länger nachzuhängen als es in 15 Minuten 'Tagesschau' oder bei Twitter in 140 Zeichen möglich ist. Deshalb haben wir ein monothematisches Politikmagazin gemacht, das man mit in die Badewanne, die Bahn oder die Hängematte nehmen kann, um den Kopf und das Herz ganz entschleunigt einem Thema widmen zu können", sagt Alexander Sängerlaub. Die jungen Verleger haben ihre ganz eigene Vorstellung davon, wie ein Magazin heute funktioniert: nämlich in monothematischen Ausgaben, unideologisch und unabhängig. Ähnlich wie das internationale Magazin "Colors".
Die erste Ausgabe ist bereits gedruckt und widmet sich dem Thema Demokratie. Zehn Redakteure haben an der Erstausgabe mitgeschrieben und den Zustand der Demokratie aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. Insgesamt stehen hinter dem Projekt 30 Magazinmacher, alles "junge kreative Köpfe aus der ganzen Welt", wie es heißt. Sie sitzen in Thailand, im Iran, in der Schweiz oder in den USA.
Damit die 120 Seiten Inhalt auf Dauer nicht zu trocken daher kommen, steckt das Team nach eigenen Angaben viel Herzblut in ihre Texte und Illustrationen. Das Magazin funktioniert ohne Ressorts, dafür mit wiederkehrenden Rubriken. Für einen sanften Einstieg ins Heft sorgt der "Raketenstart", ein locker geschriebenes Essay, das den Leser behutsam auf das Titelthema einstimmt. Rubriken wie "Die reale Utopie" und "Die reale Dystopie" werfen überraschende Sichtweisen ein, bis sich die Redaktion am Ende jeder Ausgabe selbst zu Wort meldet und ihre eigene kleine Utopie verrät.
Die Startauflage ist mit 2000 Heften in den Druck gegangen, die Kosten streckten die Gründer vor. Für mehr Auflage und ein Heft zwei wird noch Geld gebraucht: In den kommenden vier Wochen wollen sie über eine Crowdfunding-Kampagne 15.000 Euro einnehmen, um den Heftverkauf und die Vermarktung von weiteren "Kater Demos"-Ausgaben zu finanzieren. "Zehn Magazine im Jahr sind unser Ziel", so Sängerlaub. 25 Prozent der Summe haben die Blattmacher bereits am vergangenen Wochenende beim Indiemag-Day 2015 im Hamburger Oberhafen einkassiert. Auf dem Festival für unabhängige Magazine stellten sie ihr Politikmagazin erstmals der Öffentlichkeit vor. In der Kultstätte Keller in Berlin geht die Kampagne am heutigen Freitagabend im Rahmen einer "utopischen Lesung" dann in die zweite Runde.
Bis Geld in der Kasse ist, gibt es den Nachdruck der Heftpremiere ausschließlich über die Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform startnext.de - gegen eine Spende in Höhe von mindestens zehn Euro. Steht die Finanzerung, soll das Heft auch über die Webseite von "Kater Demos" erhältlich sein. Bei entsprechend großer Nachfrage soll der Titel im Anschluss an den Kiosk kommen: Derzeit sind die beiden Gründer bereits mit einzelnen Vertriebsstätten in Berlin, Köln und Hamburg im Gespräch.
Ein Blick ins Heft: