Kommentar von Manuela Pauker:
"FAZ Woche": Jung und ohne Perspektive
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" möchte die heranwachsende "Elite" mit einem Wochenmagazin erreichen. Aber will die das auch? Ein Kommentar zu Jugend und Print von Manuela Pauker, Ressortleiterin Medien bei W&V.
Es ist mal wieder so weit. Ein Verlag will die allgemein als attraktiv geltende Zielgruppe "der jüngeren Leserinnen und Leser" ansprechen. Diesmal ist es die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die die Jugend ins Visier nimmt – genauer: die Leserschaft ab 25 Jahren aufwärts. Die "junge Elite", wie die Verkaufsabteilung der Frankfurter sie nennt. Ihr soll die "FAZ Woche", so der Name des neuen Angebots, die schnelle Einordnung der wichtigsten aktuellen Themen bieten.
Viele Experimente, wenig Erfolg
Ein ehrenwerter und ambitionierter Versuch. Nur: Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit schiefgehen. Denn wenn die letzten, sagen wir, zehn Jahre etwas gebracht haben, dann die Gewissheit, dass die nachwachsende Generation immer weniger Bock auf althergebrachte Darreichungsformen von Informationen hat. Versucht haben es viele Verlage. Geschafft hat es keiner. Oder wo sind sie, die erfolgreichen Vorzeigeprojekte aus jüngerer Zeit? Das letzte größere Experiment dieser Art dürfte die junge Tageszeitung "Xtra" gewesen sein, mit der M. DuMont Schauberg immerhin ein gutes Jahr durchhielt – bis das Projekt Ende 2015 nach anhaltendem Siechtum doch komplett ausgeknipst wurde.
Ist ja auch kein Wunder. Spätestens ab 15 Jahren aufwärts holt sich das junge Publikum seine Informationen digital: aus Blogs, via Whatsapp, Snapchat oder aus der Timeline seiner Social-Media-Angebote. Wann immer ein Vertreter dieser Spezies in den Marktforschungsrunden der Verlage auftaucht, klatschen die Manager freudig in die Hände – denn von ihm erfahren sie, wie die Zielgruppe wirklich tickt. Und was sie kauft. Printmedien gehören nicht dazu. Trotzdem versuchen es die Verlage immer wieder. Natürlich will die "FAZ" mit ihrem Wochenmagazin, das voraussichtlich ab 22. April zum Copypreis von 3,50 Euro er- scheint, nicht nur für die Leserschaft etwas Schönes schneidern. Sondern auch für die potenzielle Anzeigenklientel.
Junge Lifestyle-Marken sind begehrt, und klar ist es schwieriger, sie in eine klassische Tageszeitung zu locken als in ein buntes Magazin. Aber am Ende entscheidet halt doch die Reichweite – und wenn die nicht stimmt, bleiben die Anzeigenbuchungen bald aus. Da kann die Qualität des Angebots noch so gut sein. Die wird vermutlich bei der "Frankfurter Allgemeinen Woche" stimmen, der Absender steht ja für eine solide Geschichte und kein billig zusammengeklatschtes Blättchen.
Aber vergoldete Pferdekutschen sind ja auch nicht mehr so stark gefragt wie einst.
Die Jugend will einfach nicht
Dabei kann Print lukrativ sein. Sehr sogar. Gruner + Jahr hat beispiels- weise aktuell mit "Barbara" oder "Stern Crime" vorgemacht, dass da immer noch was geht, auch mit neuen Angeboten. Aber die Jugend – und da darf man weite Teile der Ü25-Schicht heutzutage sicher dazuzählen – ist nun mal wählerisch, wenn es um Medienangebote geht.
Das wird "FAZ"-Geschäftsführer Thomas Lindner übrigens wissen. Denn er verantwortete während seiner Zeit bei G+J unter anderem "Yuno", den Kinder- und Jugendableger des "Stern". 2012 war es mit dem 2010 hoffnungsvoll gestarteten Projekt vorbei. Begründung damals: fehlende wirtschaftliche Perspektiven.