Rechtschreibung :
Duden nimmt Shitstorm, Spacko und Rabaukin auf
Der Duden bringt erstmals von Berlin aus eine neue Version der Rechtschreibfibel heraus - mit 5000 Neuerungen, darunter Facebook, Flashmob, Schuldenbremse.
Der "Shitstorm" wird geadelt: Der ehrwürdige Duden nimmt das Modewort jetzt erstmals in seine gedruckte Version auf. Der "Scheißesturm" befindet sich in guter Gesellschaft - mit rund 5000 weiteren Neuerungen wie Facebook, Flashmob und Schuldenbremse, die in der 26. Auflage des Standardwerks für die deutsche Rechtschreibung zu finden sein werden. Neben neuen Begriffen aus der Internetwelt wie App, Social Media und Compi ("ugs. scherzh. für Computer") hat sich vor allem die Finanzkrise niedergeschlagen. So gibt es etwa den Eurobond, die Finanztransaktionssteuer und das Zockerpapier. "Alle drei bis vier Jahre wandelt sich der Wortschatz so stark, dass eine Überarbeitung des Standardwerks sinnvoll ist", sagt Chefredakteur Werner Scholze-Stubenrecht in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur "dpa".
Neu ist auch die Vorständin, die gleichberechtigt neben dem Vorstand steht, auch wenn im wirklichen Leben erst ein Bruchteil der Vorstandsposten in großen Unternehmen mit Frauen besetzt sind. Ebenfalls weiblich geworden ist die Rabaukin, während andere Kraftausdrücke wie Spacko oder Vollpfosten ("ugs. für sehr dummer Mensch") eher dem männlichen Geschlecht vorbehalten bleiben. Kaum mehr gebrauchte Ausdrücke aus der vorigen Ausgabe 2009 – darunter "Buschklepper", "Füsillade" und "Stickhusten" – sind dagegen gestrichen.
Bis zu 500.000 Wörter hat die deutsche Sprache. Insgesamt rund 140.000 Einträge enthält der neue Duden - etwa das Zehnfache des aktiven Wortschatzes eines Durchschnittsdeutschen. Erstmals erscheint der gelbe Wälzer für 24,99 Euro als "All-in-one-Produkt" aus Buch, Software und App: Mit einem persönlichen Code im Buch-Inneren kann das Wörterbuch auf Smartphones und Tablets heruntergeladen werden. Zudem lässt sich die Rechtschreibprüfung auf dem Computer installieren. "Duden hoch drei" nennt die Werbung das Produkt. Er ist zugleich der erste Duden, der nach dem umstrittenen Wegzug des Verlags von Mannheim in der neuen Heimat Berlin erscheint. Unter dem Motto "Der Duden ist jetzt ein Berliner" soll dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Mittwoch publikumswirksam ein Exemplar am Brandenburger Tor überreicht werden, am Donnerstag kommt die Neuausgabe heraus.
Das Bibliographische Institut, wie der zur Cornelsen-Gruppe gehörende Duden-Verlag offiziell heißt, will mit der Neuausgabe auch die Negativschlagzeilen um den Umzug nach Berlin beenden. Von den einst 190 Mitarbeitern sind nur neun bei der jetzt 40-köpfigen Truppe in der Bundeshauptstadt gelandet. Gut 20 konnten für die Software-Sparte in Mannheim bleiben, etwa 45 waren bei dem inzwischen an den S.Fischer Verlag verkauften Kinder- und Jugendbuchprogramm tätig. Letztlich hätten insgesamt knapp 70 Mitarbeiter eine endgültige Kündigung bekommen, so eine Sprecherin.
ps/dpa