B.Z.-Integration :
Digitaler Masterplan: So baut Diekmann "Bild" um
"Bild" und "B.Z." werden verwoben - aber größer ist noch der Umbau in Richtung Digitalisierung des Springer-Flaggschiffs, den "Bild"-Chef Kai Diekmann Ende 2013 umgesetzt haben will.
Großumbau im Herzen der Springer-Welt: Die Berliner "B.Z". und "Bild"-Berlin kommen ab November aus einer gemeinsamen Redaktion. Die Redaktionen der Boulevardzeitungen von Axel Springer "bündeln ihre Kräfte und stellen sich damit für die Herausforderungen der Digitalisierung neu auf", heißt es dazu in einer Mitteilung vom Mittwoch. Mit der Zusammenarbeit entstehe die größte Regionalredaktion für Berlin. Springer versichert: "Beide Titel behalten ihre publizistische Eigenständigkeit."
Die Details der Zusammenarbeit: Die Online-Bereiche der Titel werden komplett zusammengeführt. Die "B.Z." übernimmt die Redaktionssysteme von "Bild" für die Produktion der gedruckten Zeitung und für den Internet-Auftritt. Alle Mitarbeiter der "B.Z." ziehen am 3. November vom Kurfürstendamm zurück in das Axel-Springer-Haus Berlin. Auch personell werden die Redaktionen verwoben: Peter Huth, Chefredakteur der "B.Z., ist künftig zusätzlich Stellvertreter des "Bild"-Chefredakteurs Kai Diekmann. Die Redaktionsleiterin "Bild"-Berlin Miriam Krekel, 36, wird zusätzlich Stellvertretende Chefredakteurin der "B.Z.". Michael Pagel, 38, Stellvertretender Chefredakteur "B.Z.", ist zukünftig auch Redaktionsleiter "Bild"-Berlin. "Bild"-Chefredakteur und Herausgeber Diekmann wird zum 1. November gleichzeitig Herausgeber der "B.Z.". Der Nachrichtenagentur "dpa" sagt ein Sprecher, durch die Zusammenlegung würden insgesamt weniger als 50 Stellen wegfallen, was beide Redaktionen betreffe. Der Journalistenverband DJV hat prompt den Konzern aufgefordert, die Umstrukturierungen bei "Bild" und "B.Z." ohne einen Abbau journalistischer Arbeitsplätze über die Bühne zu bringen.
Überhaupt werden Diekmanns Lehren aus seiner Zeit im Silicon Valley und der neue digitale Masterplan bei "Bild" auf die gesamte Gruppe ausgebreitet. In Springer-Sprech klingt das so: "Bild stärkt die Digitalkompetenz in den Regionen und stellt sich damit auf das veränderte Mediennutzungsverhalten ein." So werden die regionalen Redaktionsstrukturen angepasst: In Hamburg (Nord), Essen (NRW), Frankfurt (Südwest), München (Süd) und Leipzig (Ost) entstehen neue Redakteursstellen für die Online-Berichterstattung. Diese sind bisher hauptsächlich von bild.de in Berlin umgesetzt worden. Gleichzeitig konzentriert "Bild" zukünftig an diesen fünf Standorten alle redaktionellen und koordinierenden Aufgaben für sämtliche Regionalausgaben - gesteuert von jeweils einer Redaktionsleitung, "Bild"-Berlin berichtet weiterhin aus der Hauptstadt und aus Brandenburg. An den weiteren 15 "Bild"-Regionalstandorten sollen sich laut Springer die Reporter und Fotografen zukünftig ausschließlich auf ihre journalistische Arbeit – "die Recherche sowie auf die Inhalte-Produktion für die Onlinekanäle" - fokussieren. "Bild investiert in die technische Ausstattung der Reporter, um die multimediale Berichterstattung deutlich auszubauen", heißt es dazu.
Das oberste Ziel vor Augen, eine 24-Stunden-Online-Berichterstattung zu etablieren, eröffnet die "Bild"-Familie am 1. September ein neues Büro in Los Angeles. Wegfallen wird dafür das Korrespondenten-Büro in Rom. Zur Begründung heißt es: "Durch die Zeitverschiebung ist es Bild mit dem Los-Angeles-Büro möglich, rund um die Uhr - und vor allem in den deutschen Nachtstunden - noch intensiver die weltweite Nachrichtenlage zu beobachten und wichtige Informationen für die deutschen Nutzer noch aktueller anzubieten." Diekmann kommentiert den Großumbau, der bis Jahresende umgesetzt sein soll: "Bild ist immer dort, wo die Leser sind. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, muss sich die Redaktion ständig verändern und neu erfinden. Mit unserer neuen regionalen und internationalen Aufstellung schaffen wir uns Spielraum und bessere Möglichkeiten, um uns in der journalistischen Arbeit noch mehr auf die Nutzungsgewohnheiten und Erwartungen unserer Leser einzustellen. Außerdem können wir neben der gedruckten Zeitung noch konsequenter alle digitalen Plattformen bedienen."