Interview:
Dietmar Rehker: "Spiegel", "Stern" und "Focus" vergessen Leser
Markenexperte Dietmar Rehker warnt: Die Verlage beschäftigen sich zu viel mit sich selbst. Und zu wenig mit den Konsumenten.
Markenexperte Dietmar Rehker warnt: Die Verlage beschäftigen sich zu viel mit sich selbst. Und zu wenig mit den Konsumenten. Nach den viel diskutierten Kurskorrekturen der großen Magazine "Spiegel", "Stern" und "Focus" erklärt er im Interview mit W&V (vom 1. September, Ausgabe 36/2014), worum es strategisch gehen sollte.
Herr Rehker, "Spiegel", "Stern" und jetzt auch noch "Focus" kommen einfach nicht zur Ruhe. Plötzliche Chefredakteurswechsel, endlose Querelen. Macht das diese Traditionsmarken nun kaputt?
Natürlich passiert da viel vor dem Hintergrund der Auflagenentwicklung. Aber das ist nicht neu. Die Frage ist vielmehr, wie man damit umgeht. Ich habe den Eindruck, dass die sich alle zu sehr mit sich selbst beschäftigen. Stattdessen sollte man sich lieber Gedanken um die Leser machen.
Beim "Spiegel" hat die geplante Zusammenführung von Print und Online gerade für großen Zwist gesorgt. Trotzdem scheint es den Werbekunden egal zu sein, solange die Zahlen stimmen.
Die Zahlen stimmen ja nicht mehr. Aber die Häuser begegnen dem nicht. Ich habe auf Vorstandsebene schon vor 15 Jahren gewarnt, dass Online und TV anders funktionieren, mit viel mehr Transparenz. Man ist viel näher an einer Wirkung. Das hat Print verpasst.
Was kommt Ihrer Ansicht nach zu kurz?
Ich belege ein konkretes Heft, eine bestimmte Seite. Das beeinflusst auch die Reichweite. Print hat viele spannende Facetten, nur niemand ist gezwungen, sich damit zu beschäftigen. Die Frage, wann ein Kontakt ankommt und wirkt, ist die wichtigste. Relevanz und Wahrnehmung müssen die Planung heute zwingend ergänzen. Ich bin sicher, dass alle drei hier ein großes Marktpotenzial verschenken.
Nur – wie kann man gegensteuern?
Indem man sich mit den Konsumenten beschäftigt. Ich muss zeigen, dass Zielgruppen zu Print führen. Dass es eine Kompetenz besitzt, bestimmte Zielgruppen und Motive zu bedienen, die ich in breiteren Massenmedien schwerer finde.
Das komplette Interview und eine Übersicht der Stärken von "Spiegel", "Stern" und "Focus" finden Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V (35/2014), die am 1. September erschienen ist.