Grow or go!:
Burda spart sich nicht nur Schlussredakteure
Im Hause Burda sollen 42 Redakteure ihre Jobs verlieren. Die Schlussredaktionen sollen outgesourct werden und dürfen sich jetzt freiberuflich um Aufträge bewerben.
Der Sparkurs bei Hubert Burda Media fordert neue Opfer: Bei der aktuellen Runde sind die Mitarbeiter der Schlussredaktion betroffen. Konzernweit sollen 42 Redakteure ihre Jobs verlieren. Die Schlussredaktionen sollen outgesourct werden. Das bringt dem Haus, wie intern kolportiert wird, einen siebenstelligen Betrag. Die Redakteure haben nun die Möglichkeit, sich freiberuflich um die Arbeit zu bewerben.
Die Maßnahme verwundert angesichts der Aussage von Burda-Vorstand Philipp Welte, die er im November gegenüber dem "Handelsblatt" gemacht hat: "Die durchschnittlichen Renditen sind immer noch zweistellig." Welte hat im Konzern ein Wachstums- und Transformationsprogramm namens "Grow" angeschoben und 70 Mitarbeiter damit beauftragt die Strukturen und Arbeitsprozesse in fast allen Bereichen des Medienhauses zu optimieren. Ein zentraler Satz aus dem Strategiepapier war: "Wir wollen schneller und schlanker werden und sehr nüchtern alles an Ballast über Bord werfen, was uns auf unserem Weg in die Zukunft belasten könnte."
Burda-Sprecher Jonas Grashey erklärt, "Grow" bestehe aus drei Dimensionen: "Wir optimieren das Bestandsgeschäft, in dem Umsätze bekanntermaßen rückläufig sind, wir fördern Innovationen, um neue Erlösquellen zu erschließen, und wir nehmen Akquisitionen vor". Es gebe keinen Sparkurs, man wolle aber keine "vergangenen Verdienste verwalten, sondern planvoll zukunftsfähig bleiben". Grundsätzlich sei das deutsche Verlagsgeschäft "kerngesund".
Ohne Kostensenkungen geht es bei Burda jedenfalls nicht: Bereits seit einigen Jahren lässt die hauseigene Drucksparte Repro-Aufgaben von einer indischen Konzerntochter erledigen. Im April hatte der Verlag in Sachen Sparen ebenfalls von sich reden gemacht: "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel ließ ihre Mitarbeiter in einer "Hausmitteilung" an wissen, dass die Auflagenzahlen "leider eine dramatische Entwicklung" zeigen. Essenseinladungen über 30 Euro müssten vorab bei der Chefredaktion angemeldet werden. "Um den Papierverbrauch einzudämmen, wird die Rückseite zum Beispiel auch von Agenturmeldungen benutzt", heißt es weiter. Auch Interviews müssen die Redakteure künftig selbst abtippen - das spare "monatlich mindestens 10.000 Euro". Die zentrale Nachrichtenredaktion, die diese Agenturmeldungen für die Redakteure bereit gestellt hatte, ist mittlerweile ebenfalls gekündigt worden.