Gruner + Jahr:
"Brigitte" steht vor Schlankheitskur
Personalabbau, Einstellung von "Brigitte Balance", Umbau der Versuchsküchen, des Living-Ressorts und Leserservice – Stephan Schäfer baut radikal um.
Stephan Schäfer verordnet zwei Monate nach seiner Ernennung zum Chefredakteur der zu Gruner + Jahr gehörenden Frauenzeitschrift "Brigitte" eine Schlankheitskur und baut Teile der Redaktion um. Wie W&V Online aus Verlagskreisen erfahren hat, will sich Schäfer von bis zu zehn Mitarbeitern einvernehmlich trennen. Eine G+J-Sprecherin betont auf Anfrage, dass man sich "von einzelnen Mitarbeitern trennen will". Wie viele Beschäftigte allerdings gehen sollen, will sie nicht sagen.
Erst Anfang der Woche hat das W&V-Schwesterblatt "Kontakter" über entsprechende Personaleinschnitte berichtet. Betroffen von dem Stellenabbau sind unter anderem das Living Ressort und der Leserservice. So soll auch der Living-Teil der Frauenzeitschrift künftig von Bettina Billerbeck, Chefredakteurin "Living at Home", verantwortet werden, heißt es. Von diesem Schritt erhofft sich Schäfer, die Qualität der Living-Strecken in der "Brigitte" zu steigern. Auch der Leserservice soll neu aufgestellt werden.
Geplant ist ferner, die Sonderheftreihe "Brigitte Balance" einzustellen. Der Grund: für die Publikation fehlte offenbar langfristig die "wirtschaftliche Perspektive", heißt es. Auch die Versuchsküchen von "Brigitte" und "Essen & Trinken" sollen neu ausgerichtet werden. Künftig wird die Versuchsküche von "Brigitte" mit der von "Essen & Trinken" verschmolzen. Alle Arbeitsplätze aus beiden Küchen sollen erhalten bleiben. Zudem investiert Schäfer weiter in den Ausbau der redaktionellen Qualität: Anfang nächsten Jahres soll Miriam Wiederer als neue Beauty-Chefin zur "Brigitte" stoßen. Bereits Ende November verstärkt zudem Isa Petereit als Vize-Chefin die Chefredaktion des Frauentitels.
Dass Schäfer die "Brigitte" fit für den Wettbewerb macht, ist verständlich. Die verkaufte Auflage des Magazins hat im vergangenen Jahr laut IVW kräftig Federn gelassen. Sie ist im 3. Quartal um 11,29 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal eingebrochen. Der langjährige Chefredakteur Andreas Lebert verließ die Chefredaktion. Als Ersatz holte G+J-Vorstandsmitglied Julia Jäkel den Allzweck-Chefredakteur Schäfer an Bord, um dem Blatt neuen Schwung zu geben. Er ist inzwischen auch zum Verlagschef G+J Life-Gruppe ernannt worden. In dieser Funktion muss er vor allem auf die Rendite der Titel achten. Eine G+J-Sprecherin weist allerdings verlagsinterne Gerüchte zurück, wonach er bei der "Brigitte" und anderen Titeln aus der G+J-Life-Gruppe die Kosten um 30 Prozent drücken soll. Eine solche Vorgabe gebe es nicht, heißt es bei der Bertelsmann-Tochter.