Neo Magazin Royale:
Böhmermann-Tweet macht 19-Jährigen zum Web-Helden
Mal ganz ohne Erdogan schafft es heute Jan Böhmermann in die Presse - und mit ihm ein junger Medienmacher, der mit einem Fanmagazin zu "Neo Magazin Royale" auf einmal in aller Munde ist.
Mal ganz ohne Erdogan schafft es heute Jan Böhmermann in die Presse - und mit ihm ein junger Medienmacher, der mit einem Magazin zur Böhmermann-Sendung "Neo Magazin Royale" auf einmal in aller Munde ist.
Los ging es heute Morgen mit einem Tweet von Böhmermann. Der verbreitete ein Foto, auf dem er eine Zeitschrift zu seiner Sendung in der Hand hält.
Fan-Art von Patrick aus Ebersberg. Ich weiß nicht, ob ich vor Freude weinen oder den Abmahnanwalt anrufen soll! pic.twitter.com/pjyXc7wX6S
— Jan Böhmermann (@janboehm) 23. Mai 2016
Das 20-seitige Heft hatte ihm ein Fan geschickt, Patrick Schürmann (Foto oben). Und wenn man der digitalen Spur des Fanmagazin-Machers folgt, stellt man sehr rasch fest: Er ist sehr sehr jung. Und sehr sehr talentiert.
Patrick Schürmann ist 19, kommt aus München und glaubt offenbar an Print. Denn Printausgaben zu Sendungen, die ihn inspirieren, hat er schon öfter gemacht und auf seiner Webseite gezeigt (etwa zu "Walulis sieht fern"). Nur zum Spaß - und um, wie er auf Anfrage von W&V Online sagt, "mal Danke zu sagen" für die "grandiose" Sendung, die Böhmermann und die Bildundtonfabrik jede Woche abliefern. Für eine Sendung im April hatte er sogar Karten - doch die fiel dann aus, Schmähgedicht sei Dank.
@janboehm Ich hatte Karten für die Sendung, die leider abgesagt wurde. Und damit ein bisschen Zeit übrig. Zackfertig: Printmagazin.
— Patrick Schürmann (@Padrayg) 23. Mai 2016
Schürmann setzte sich an den Computer, heraus kam ein gelungenes, freches Heft (liegt der Redaktion vor), das sich optisch und mit seiner Textqualität vor professionell Verlegtem nicht verstecken muss. In seinen selbst verfassten, ironischen Artikeln beschäftigt sich Schürmann mit Themen, die zu den Rubriken und Figuren des "Neo Magazin Royale" passen: "Letztlich habe ich mir angesehen, was es an vorhandenem Material gab, und da herum neue Geschichten gesponnen", sagt er.
Sogar einen Beitrag über Marketing und Superhelden (Auszug: "Hinter jedem Youtuber steht ein Ikearegal. Und hinter jedem Superhelden steht eine Marketingabteilung, die es in sich hat.") und einen über die Werbekampagne einer Getränkemarke mit Böhmermann als Testimonial (Foto oben) gibt es - gäbe es den Titel, wäre er also durchaus auch was für W&V-Leser.
Die Reaktionen im Netz auf den Tweet zum Heft waren durchweg positiv und reichten bis zu "würd ich kaufen". Das geht natürlich erst mal nicht.
@flomalchio Wenn ich das verkaufe, dann haben wir echt mit den Namensrechten ein Problem. Aber ein paar wären noch übrig...
— Patrick Schürmann (@Padrayg) 23. Mai 2016
Einen Job für die Böhmermann-Show würde Patrick Schürmann aber nicht grundsätzlich ausschließen. Auch könnte er sich vorstellen, einen Print-Ableger zur Show zu machen. Schürmann: "Genug Stoff gibt es mindestens für zwei weitere Ausgaben." Der 19-Jährige macht seit dem Abitur 2015 schon "was mit Medien" (u.a. moderiert er ab und zu bei einem Münchner Radiosender, schreibt Magazine und Filme) und will ab Herbst studieren.
So jung, und dennoch hängt Schürmann am Magazin auf Papier - wo er doch genau der Generation angehört, die zu verlieren die klassischen Medienmacher so fürchten? Dann wird es sie freuen, dass Patrick Schürmann das anders sieht: "Ich lese und schreibe gern. Ein paar Onlinetexte sind schnell geschrieben, aber das Gefühl, seine Texte auf Papier zu haben, ist einfach besser. Print mag vielleicht sterben, aber das kann gerne noch dauern." Und fern schaut er ja offenbar auch.
Ob er dafür und fürs Studium noch Zeit hat, nachdem heute so ein Rummel um ihn losbrach, bleibt mal abzuwarten. Wir sind jedenfalls schon neugierig, wie es mit ihm weitergeht.