NZZ & Co.:
Weniger als 1000 digitale NZZ-Abos - Schweizer lehnen Paywalls ab
Der Vorreiter NZZ schwächelt - gerade einmal dreistellig soll die Zahl der Digital-Abonnenten der Schweizer Tageszeitung sein. Generell haben es hier die Traditionsmedien schwer, Digital-Abos kostenpflichtig durchzusetzen - nicht zuletzt weil die Printmedien seit Jahren mit ihren Gratisblättern allerlei negative Maßstäbe setzen.
Der Vorreiter NZZ schwächelt - gerade einmal dreistellig soll die Zahl der Digital-Abonnenten der Schweizer Tageszeitung sein. Generell haben es hier die Traditionsmedien schwer, Digital-Abos kostenpflichtig durchzusetzen - nicht zuletzt weil die Printmedien seit Jahren mit ihren Gratisblättern allerlei negative Maßstäbe setzen. Die Bezahlschranke, die die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) im vergangenen Oktober für ihre Netz-Inhalte einführte, könnte sich bald als morsche Barriere erweisen. Bei einer internen Tagung des Medienhauses wurde jetzt bekannt, dass die Zahl der registrierten Nutzer „unter tausend“ liegt. Insider berichten gar, dass es gerade mal 800 User seien, die ein Digital-Abo bei der ältesten Schweizer Zeitung gekauft haben.
Auch bei der NZZ, sie ist das Vorreitermedium in der Alpenrepublik, gilt das „metered model“ – jenes Bezahlmodell, bei dem die ersten 20 Abrufe gratis sind; danach muss der Nutzer den Artikel bezahlen oder ein Abo abschließen. Dass NZZ.ch dennoch großen Anklang findet, zeigt eine andere Zahl: 40.000 Registrierungen auf der Website bestätigen das NZZ-Management in seinen Bemühungen, weiterhin auf die elektronische Plattform zu setzen. NZZ-Mediensprecherin Bettina Schibli: „Neben den Neukunden werden die neuen digitalen Möglichkeiten auch sehr stark von den bestehenden Kunden genutzt, die sich in erfreulichem Ausmaß registrieren.“ Die hybride Nutzung überzeuge die Alt-Kundschaft und wirke kundenbindend. Schibli: „Das zeigt auch unser morgendlicher Newsletter, der inzwischen an 129.000 Empfänger geht.“
Während die Strategen in der Falkenstraße weiter an ihrem Modell tüfteln, haben die Kollegen vom Wettbewerb schon lange nachgerechnet: „Geht man von einem Preis von 428 Franken pro NZZ-Digital-Abo aus, hat man mit der neuen Digitalstrategie gegen 300.000 Franken Umsatz erzielt. Damit dürften die Kosten, die mit der Lancierung der Paywall anfielen, bei weitem nicht gedeckt sein“, heißt es im „Tages-Anzeiger“. Man könne alle Zahlen aus dem Hause NZZ auch schon deshalb nicht als Erfolg werten, weil unklar ist, wieviele NZZ-Leser ihr Papier-Abo durch ein Digital-Abo ersetzt haben.
Die NZZ ist bislang das einzige eidgenössische Medium, das die Bezahlschranke eingeführt hat. Beim „Tages-Anzeiger“ ist man „über das Stadium des Nachdenkens schon etwas hinausgekommen“, ohne dass konkrete Aktivitäten sichtbar werden. Demgegenüber hält sich der größte Medienkonzern des Landes zurück: Bei Ringier, wo man, wie Verleger Michael Ringier, sagte, „gerne Pionier“ wäre, hat man die für diesen Herbst vorgesehene Bezahlschranke für das Boulevardblatt „Blick“ erst einmal zurückgestellt. Man wolle abwarten, welche Erfahrungen andere Verlage machen, verlautet aus dem Ringier-Management. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, welche Erfahrungen Axel Springer macht. Die Deutschen wollen im Sommer für „Bild“ eine Paywall einführen.