Jubiläum:
Vom Blog zum digitalen Magazin - die Erfolgsgeschichte von "Mit Vergnügen"
Das digitale Stadtmagazin "Mit Vergnügen" wird fünf Jahre alt. Im Interview erzählt der Mitbegründer Matze Hielscher, wie sich der Blog zum erfolgreichen Stadtmagazin entwickelt hat.
Vor fünf Jahren begannen Matze Hielscher und Pierre Türkowsky mit einem Blog für Berlin. Der Blog hat sich verändert und zum digitalen Stadtmagazin "Mit Vergnügen" entwickelt, das schwarze Zahlen schreibt. Jeden Tag empfiehlt die Redaktion ein Vergnügen in Berlin. Das kann eine Party, ein Konzert, eine Ausstellung, oder einer Eisdiele sein - eben alles was "Mit Vergnügen" persönlich gut findet und was die Mitarbeiter des Magazins sonst ihren Freunden empfehlen würden. W&V Online hat mit Gründer Matze Hielscher über sein Erfolgsrezept gesprochen.
Herr Hielscher, nach fünf Jahren Online-Magazin: Würden Sie es wieder machen? Und was haben Sie gelernt?
Wir würden es definitiv wieder machen. Wir sind ohne Strategie und ohne Know-how gestartet. "Mit Vergnügen" war am Anfang ein Partyveranstalter, das Blog "nur" unsere Visitenkarte. Inzwischen sind wir ein digitales Stadtmagazin, was eher selten Partys veranstaltet. Nicht nur unser Businessmodell, auch unsere Leidenschaft und unser Fokus haben sich in den letzten Jahren verändert.
Im ersten Jahr habe ich fast im Alleingang alle Texte verfasst, jetzt haben wir eine feste Redaktion in Berlin und Hamburg, ein Netzwerk aus freien Autoren und Fotografen, viele Formate, Kooperationen mit Marken und anderen Medien. Wir entwickeln unsere Plattform sowohl inhaltlich als auch technologisch täglich weiter.
Welche Themen sind bei Ihrer Zielgruppe gefragt?
Wir stellen uns eher die Frage, welche Themen bei uns gefragt sind. Was bewegt und unterhält uns, was bringt uns vor die Tür oder lässt uns im Bett liegen bleiben? Daran lassen wir unsere Leser teilhaben. Natürlich ist es wichtig, dass wir gelesen werden, dass unsere Inhalte geteilt werden, aber wir machen das vor allem zu unserem eigenen Vergnügen.
Hat sich die Zielgruppe verändert?
Wir wurden von Anfang an eher von Frauen gelesen. Wir haben unser inhaltliches Angebot in den letzten Jahren immer erweitert, haben mit neuen Autoren neue Themenfelder erschlossen und damit auch neue Leser gewonnen. Wir zwei Gründer selbst haben nicht so viel Ahnung von Mode, aber unsere beiden Moderedakteurinnen Ann-Kathrin und Lea dafür um so mehr. Wie gesagt, am Anfang haben wir alles selbst gemacht und jetzt freue ich mich, dass mir unsere Artvergnügen-Autorin verrät, welche Ausstellungen ich besuchen sollte. Ich bin also selbst Leser.
Welche Themen werden Ihrer Meinung nach in Zukunft wichtiger?
Unsere Leser interessieren sich für das, was an der nächsten Straßenecke passiert, genauso wie die neueste HBO-Serie aus Amerika. Wichtig ist, wer etwas empfiehlt, da reicht das Medium an sich gar nicht mehr aus. Viele Leser schauen nach dem Lesen, wer den Artikel geschrieben hat und was er oder sie sonst noch empfiehlt. Unsere Inhalte sind stark mit dem Autor verbunden. Ich glaube also nicht, dass es nur um bestimmte Themen geht, sondern auch, wer diese Themen bespricht.
Ist Ihre Mannschaft gewachsen?
In alle Richtungen. Im letzten Jahr haben wir neben dem Aufbau der Hamburger Redaktion einen stärkeren Fokus auf die Technologie gelegt. Unserer Seite wird jetzt inhouse betreut, wodurch die Redaktion ein besseres Verständnis für den Maschinenraum hat und andersrum. Es ist schön zu sehen, wie sich beides befruchtet.
Wie viele Besucher hat das Magazin, also wie viele User im Monat?
In Berlin haben wir diesen Monat die 500.000 erreicht, in Hamburg sind es 150.000 Leser.
Was waren Ihre Ängste beim Start?
Mein Partner Pierre Türkowsky und ich hatten tatsächlich keine Angst. Wir sind generell Typen, die einfach machen und wenn etwas nicht so gut läuft, überlegen wir, wie man es besser machen kann. Vergnügen in Progress sozusagen.
Welche Städte sind involviert und bauen Sie Ihr Angebot noch weiter aus?
Bisher gibt es "Mit Vergnügen" nur in Hamburg und Berlin. Wir arbeiten gerade an einer Möglichkeit, mehrere Städte dazu zu nehmen. Wir bekommen viele Anfragen und sehen, dass es eindeutig einen Bedarf gibt. Außerdem wollen wir unseren Content in Zukunft noch besser verteilen. Wir sehen unsere Website nur als einen Teil unserer Plattform. Wir sehen, dass sich unsere Partnerschaften mit Spiegel Online und Zeit Hamburg lohnen, das werden wir ausbauen.
Wie finanziert ihr euch, bzw. schreibt ihr schwarze Zahlen?
Wir finanzieren uns größtenteils durch Sponsored Content, den wir passend zum restlichen Inhalt produzieren. Native Werbung sozusagen. Entweder entwickeln wir Formate, für die wir dann eine passende Marke suchen oder wir werden zur Unterstützung von laufenden Kampagnen dazu geholt. Wir porträtieren zum Beispiel passionierte Läufer und ihre Lieblingslaufstrecken in Berlin und werden hierfür von Adidas unterstützt, oder wir stellen kleine Start-ups aus Berlin vor, das machen wir in Kooperation mit Vodafone. In Berlin schreiben wir schwarze Zahlen und finanzieren das vierköpfige Team und die freien Mitarbeiter. Eine weitere Einnahmequelle sind unsere Events.