Krisen-PR:
Unister distanziert sich von Kriegsberichterstattung
Attacken gegen Unister-Kritiker und ein gelöschter Artikel: Die öffentlichen Kontroverse um den Leipziger Portalbetreiber spielt sich auch auf einer Website mit dem martialischen Namen Kriegsberichterstattung.com ab.
Persönliche Attacken gegen Unister-Kritiker und ein gelöschter Artikel: Die öffentlichen Kontroverse um den Leipziger Portalbetreiber spielt sich auch auf einer Website mit dem martialischen Namen Kriegsberichterstattung.com ab. Laut Claim stehen dort die Themen "Krieg, Krisengebiete und Kriegspropaganda" im Mittelpunkt. Außer um Mali, Afghanistan und Iran geht es aber auffällig oft um Unister (Ab-in-den-Urlaub.de, fluege.de). In den vergangenen Wochen sind eine Reihe von Unister-Artikeln auf der Seite erschienen - mit eindeutiger Färbung im Sinne der Konzernkommunikation ("MDR als Krawallmaschine - auch in der Unister-Berichterstattung", "Unister garantiert Datensicherheit durch ständige Prüfungen", "Unister stellt umstrittene Produkte ab / Kritik an sächsischer Antikorruptionseinheit INES nimmt zu"). Der Online-Konzern von Thomas Wagner erscheint auf Kriegsberichterstattung.com als "das erfolgreiche Leipziger Inernetunternehmen Unister GmbH, welches 1.900 Mitarbeiter beschäftigt" und die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Dresden als "dubiosen Aktion".
Vorläufiger Höhepunkt der (Kriegs-)Berichterstattung war ein Angriff auf Michael Buller, den Vorsitzenden des Branchenverbandes VIR. Der Artikel, der mittlerweile aus dem Netz genommen wurde, liegt W&V Online als Screenshot vor. Buller und sein Verband sind seit längerer Zeit mit Unister im Clinch, im vergangenen Jahr ging die Auseinandersetzung um Service-Standards in der Reisebranche sogar vor Gericht (Buller setzte sich damals durch). Im nunmehr indizierten Artikel auf Kriegsberichterstattung.com war von "dubiosen Verstrickungen" Bullers die Rede. Einzelne Passagen mit angeblichen Äußerungen eines anonymen "VIR-Mitgliedes" über Buller sind nicht zitierfähig und möglicherweise justiziabel.
Was die "Kriegsberichterstattung" aus Leipzig besonders heikel macht: Zu den Gründern der Website gehört Unister-Sprecher Konstantin Korosides. Für den promovierten Politologen und früheren Journalisten, der zeitweilig auch für W&V arbeitete, war Kriegsberichterstattung.com nach eigener Aussage ein privates Projekt, das er im März 2012 abgegeben habe. Ziel sei es damals gewesen, ein "Anti-Mainstream-Portal" rund um das Thema politische Krisengebiete zu etablieren. Domain und Website gingen dann in den Besitz der Leipziger Firma Prevus UG über. Korosides blieb noch bis Mitte vergangenen Jahres als Chefredakteur an Bord. "Ehrenamtlich", wie er gegenüber W&V Online versichert. Eine geschäftliche Verbindung zu Prevus bestehe nicht. Auch Unister habe nichts damit zu tun: "Es gibt keinerlei Verbindungen zwischen Unister und diesem Blog. Wir bedauern die Qualität der Diskussionen in und um diesen politischen Blog. Ganz gegenteilig wünscht sich Unister einen sachlichen, fachlichen und besonnen Austausch zu den Unister betreffenden Inhalten."
Bereits im Sommer 2012 war ein PR-Partisan aufgefallen, der nach eigenen Angaben "freiwillig" für Unister Stimmung machte: Der Hamburger Journalist Carsten Henning hatte sogar eine Pressemitteilung gestreut, die nach offiziellem Unister-Statement klang. Gegenüber W&V Online bezeichnete Henning die Aktion damals als "Freundschaftsdienst" für Unister-Terstimonial Reiner Callmund.
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels wurde er Ausstieg von Konstantin Korosides bei Kriegsberichterstattung.com auf "2011" datiert. Konstantin Korosides hat diese Angabe mittlerweile korrigiert.