Social-Media-Plattform Sobook: "Sascha Lobo ist natürlich der Außenminister"
Nach seinem Ausstieg bei Pixelpark hat sich Christoph Kappes als Berater und "FAZ"-Autor etabliert. Jetzt gründet er mit Social-Media-Guru Sascha Lobo eine Plattform für E-Books: Sobooks. Das Interview.
Nach seinem Ausstieg bei Pixekpark hat sich der frühere Agenturchef Christoph Kappes einen Namen als Digital-Berater und Autor ("FAZ") gemacht. Jetzt geht er wieder unter die Startup-Gründer. Mit Social-Media-Guru Sascha Lobo will er eine Plattform für E-Books aufbauen: Sobooks.
Herr Kappes, Sie gründen mit Sascha Lobo einen E-Book-Verlag. Haben Sie sich als Berater und Autor zuletzt gelangweilt oder warum wollen Sie wieder ins operative Geschäft?
Christoph Kappes: Gelangweilt habe ich mich nicht, aber mir hat eines an der sogenannten Digital-Experten-Szene nicht gefallen, zu der ich ja auch gehöre: Wir haben alle viel analysiert und kritisiert, aber wir haben es schwer, konstruktive Lösungen voranzubringen, da ist man schnell im Mecker-Modus. Sascha Lobo hat das auch so empfunden und irgendwann haben wir uns gesagt: "Reden reicht nicht. Wir machen jetzt." Allein die Flexibilität und Geschwindigkeit, die wir als Startup haben, ist bei innovativen Prozessen extrem wichtig.
Was genau wollen Lobo und Sie machen? Die Rede ist ja von einem Verlag, der kostenlose Inhalte vertreibt. Was ist das Geschäftsmodell?
Niemand kann kostenlos anbieten, der Werte schafft, auch wir nicht. Unser Start-up Sobooks ist kein Verlag im traditionellen Sinn. Wir sind ausschließlich digital. Dadurch haben wir viele neue Möglichkeiten. Wir können zum Beispiel das Geschäftsmodell vom Nutzungsrechtehandel um weitere Achsen ergänzen, durch eher zugangsbasierte Modelle und Services, die an der Leserbindung ansetzen.
Sie denken also an ein Abo-Modell. Eine Art Content-Flatrate.
Wir haben viele Varianten durchgespielt und haben nun einige neue Optionen vor, viel mehr möchten wir nicht verraten. An ein reines Flatrate-Modell à la Spotify denken wir im Moment aber nicht. Vielleicht führt auch das Wort "Verlag" in die Irre. Wir verstehen uns eher als Bündel von Services für Autoren und für Nutzer, dadurch kommt man mittelfristig zu neuen Preismodellen.
Was bekommt der Leser für sein Geld?
Natürlich gute Inhalte, Sascha Lobo und ich glauben schon grundsätzlich an die Zukunft von Inhalten, wenn ein paar Bedingungen erfüllt sind. Bei uns kann der Leser aber auch einen Teil der Inhalte selbst beeinflussen und in eine Beziehung zu anderen Lesern und möglichst auch mit dem Autor treten. Sobooks soll eine andere Art von Leseerlebnis bieten.
Geht es nur um Bücher oder wird es auch Magazin- oder News-Content geben?
Wir wollen uns auf Bücher konzentrieren. Wir denken aber von digitalen Nutzungen her und dadurch hoffen wir, dass wir das Buch als Prozess und das gemeinsame Leseerlebnis besser vermitteln können, sozusagen in eine 2.0-Version überführen. Die Denkweise vieler in der Branche ist noch zu sehr von der Publikation geprägt, und einfach nur ein Medienwechsel, ein "E" vorm Book, das nutzt die Potentiale nicht. Im Gegenteil, Verlage könnten sich vielleicht differenzieren, wenn sie sich aus dem Apple-Amazon-Mainstream befreien könnten, was natürlich nicht leicht ist.
Klingt nach einem sehr ambitionierten Projekt. Wer sind Ihre Partner?
Wir sind klein, aber wir haben natürlich eigene Technik mit im Boot, weil genau das unsere Chance ist, in einem kleinen Team innovative Produktkonzepte, die auch das Geschäftsmodell berühren, auch technisch umzusetzen. Dabei sind wir aber „webbig“ in dem Sinne, dass wir Stück für Stück und iterativ vorgehen – und was nicht funktioniert, fliegt wieder raus. So können Sie nur in einer schlanken Struktur arbeiten.
Wie ist die Aufgabenverteilung?
Ich würde sagen, Sascha Lobo ist natürlich der Außenminister. Ich habe ja als Agenturgründer hunderte von Web-Projekten verantwortet und begleitet, daher kümmere ich mich eher um Technik und Strukturen. Wir sind also in dieser Hinsicht komplementär, wenn es aber um Konzepte und die Richtung geht, sind wir uns sehr einig. Ich finde, das ist ein gutes Setup, ausserdem kennen wir uns schon eine Weile.