Interview mit Christoph Kappes:
Sobooks:"Wir können nichts dafür, dass Amazon es nicht schafft"
Es soll ein Amazon-Konkurrent werden: Sascha Lobo und Christoph Kappes bringen auf der Frankfurter Buchmesse die Social-Reading-Plattform Sobooks an den Start. Im Interview mit W&V-Redakteur Frank Zimmer spricht Kappes über das Konzept, den Konkurrenten Amazon und die prominenten Partner von Sobooks.
Es soll nichts geringeres als ein Amazon-Konkurrent werden: Sascha Lobo und Christoph Kappes bringen auf der Frankfurter Buchmesse die Social-Reading-Plattform Sobooks an den Start. Im Interview mit W&V spricht Mitgründer Kappes über das Konzept und die prominenten Partner von Sobooks.
Herr Kappes, nach zwei Jahren Vorbereitungszeit steht der Launch von Sobooks unmittelbar bevor. Was machen Sie gerade?
Ich möchte mir ein Steak braten. Aber regelmäßige Mahlzeiten sind in so einer heißen Phase schwierig. Wir können gerne reden.
Warum hat die Entwicklung von Sobooks so lange gedauert?
Wir haben zwischendurch eine strategische Drehung vollzogen. Am Anfang war Sobooks als digitaler Verlag konzipiert, der Inhalte verwertet und Social Reading ermöglicht. Dann haben wir erkannt, dass wir gar nicht mit anderen Verlagen konkurrieren wollen. Wir hätten es auch gar nicht gekonnt, außer in der Nische. Jetzt arbeiten wir mit großen Verlagshäusern wie Random House, Ganske und Spiegel und einigen renommierten Spezialisten wie Brandeins zusammen. Auch das hat ein bisschen gedauert.
Das heißt, Sie verkaufen digitalen Content der Verlage und ermöglichen den Lesern, sich darüber auszutauschen. Gibt es überhaupt keine originären Sobook-Bücher?
Doch. Es wird auch ein eigenes Sobook-Programm geben, aber uns ist klar, dass wir damit nicht die Massenwirkung großer Medienhäuser erzielen werden. Das können unsere Verlagspartner besser. Der eigene Sobook-Bereich, nennen wir ihn Direktverlag, ist für Autoren mit kleinerem Publikum interessant und uns hilft dieses kleine Geschäftsfeld, neue Ideen auszuprobieren. Lobo und ich, wir schreiben ja auch gern, er natürlich als Profi und ich nebenbei, da ist das auch Herzblut auf der Inhalteseite. Ich freue mich schon auf eher nischige, experimentelle Formate. Wir werden dort auch Crowdfunding-Elemente einsetzen. Leser können zum Beispiel Autoren-Abos abschließen und ermutigen dadurch den Autor zum nächsten Buch. Bei einer bestimmten Anzahl von Vorbestellungen publiziert der Autor weiter. Aber wie gesagt: Das ist nicht das Kerngeschäft von Sobooks.
Wenn Sie auf die Kooperation mit etablierten Buchverlagen setzen: Bietet Sobooks dann auch die Möglichkeit, gedruckte Bücher zu bestellen?
Nein. Absolut nein. Wir sind ein Digital-Unternehmen und bieten ausschließlich digitale Produkte an. Wir sind Digital-Fuzzis, angetrieben von der Vision, wie das Lesen der Zukunft aussieht. Das heißt nicht, dass wir das gedruckte Buch für tot erklären, wir müssen uns aber konzentrieren auf die digitale Welt, die ist wegen der Technik, des umgebenden Ökosystems und der Innovation schwierig genug.
Wie viel Zeit und wie viel Geld steckt im Aufbau von Sobooks?
Sascha Lobo ist seit zwei Jahren dabei, ich kam etwas später hinzu. 50 Prozent unser Arbeitszeit haben wir wahrscheinlich in Sobooks investiert. Wobei wir das natürlich auch nicht immer durchgehalten haben, wenn zum Beispiel Herr Lobo nebenher auch noch ein Buch schreiben und ich volle Kraft in ein Beratungsmandat stecken musste.
Wen beraten Sie?
Ich bin seit Anfang des Jahres als Interimsmanager bei Red Bull in Salzburg, als Head of Digital bei Red Bull Mediahouse in der Unit ServusTV. Das ist sehr interessant, nimmt aber natürlich auch Zeit in Anspruch.
Haben Sie bei Sobooks Investoren?
Wie bei jedem Start-up wird es auch bei uns eine Finanzierungsrunde geben. Wir haben noch so viel vor, das geht nicht aus eigener Tasche. Sagen wir so: Es gibt Gespräche mit möglichen Investoren.
Mit wem?
Das darf ich Ihnen natürlich nicht sagen.
Schade. Sind es eher Venture Capitalists oder klassische Medienhäuser?
Wir führen viele Gespräche. Für uns ist wichtig, dass ein Investor unser Geschäft wirklich versteht, also digital tickt und auch Nachhaltigkeit vor kurzfristigen Ertrag stellt. In der Branche braucht man auch ein bisschen mehr Benehmen und Feinsinn als in anderen Branchen, wie der Fall Suhrkamp und Barlach zeigt. Unser Geschäft ist schon so disruptiv, da muss man nicht auch noch Porzellan zerdeppern.
Wie meinen Sie das?
Als digitale Plattform ist Amazon unser Konkurrent. Wir sind Post-Amazon, nicht Contra-Verlage.
Ernsthaft?
Ja. ich weiß, das ist verrückt, gegen eines der größten und erfolgreichsten Unternehmen der digitalen Welt anzutreten. Aber wir können ja nichts dafür, dass Amazon den Social Layer nicht schafft, nicht mal einen bruchfreien Prozess zwischen kaufen, lesen, diskutieren und empfehlen. Ich habe absoluten Respekt vor Bezos, aber das Amazon-Gen ist Logistik und IT-Backend und nicht Medien und Frontend-Usability.
Na dann. Viel Erfolg beim Launch!