Twitter-Aktion:
#NoNotruf: Großer Zuspruch für Kampagne der Polizei Berlin
Stress mit der Freundin ist noch lange kein Grund, sich an die Polizei zu wenden. Diese und andere unnötige Anrufe dokumentiert die Berliner Polizei via Facebook und Twitter. So kommt die #NoNotuf-Kampagne an.
Stress mit der Freundin ist noch lange kein Grund, sich an die Polizei zu wenden. Diese und andere unnötige Anrufe dokumentiert die Berliner Polizei via Facebook und Twitter. Das Motto der Aktion lautet: "NoNotruf".
#NoNotruf – Echte Anrufe, falsche Notrufe. Hier und auf unserer Facebook-Fanpage. Noch bis Freitag. Folgen Sie uns. pic.twitter.com/Hzuam35S82
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 21. November 2016
Rund 1,3 Millionen Anrufe erreichen jährlich die Einsatzleitzentrale. Aus etwa 50 Prozent der Anrufe gingen Funkwagen-Einsätze hervor. Nach Schätzungen der Einsatzleitzentrale lag bei circa 20 Prozent der Anrufe kein Notfall vor. Diese Anrufer blockieren die Leitungen, während andere, die dringend Hilfe suchen, länger warten müssen. Das sind durchschnittlich 820 überflüssige Anrufe pro Tag.
Yvonne Tamborini vom Internet-Team der Berliner Polizei beschreibt es so: "Ein Großteil der Leute ist nicht mehr sensibel für diese Telefonnummer. Das Bewusstsein, dass die 110 für Notsituationen gedacht ist, ist nicht mehr vorhanden." Das zunehmende Problem liege auch an den Handys, die jeder bei sich trage, sagt sie. Die Versuchung, einfach schnell die Polizei anzurufen, um sie auch bei Banalitäten um Rat zu fragen, ist groß.
Vielen Anrufern ist vielleicht nicht klar, dass die Polizei die Telefonnummer auch dann erkennen kann, wenn sie am Gerät unterdrückt wird. Auf einem Bildschirm wird zudem der Standort des Anrufers angezeigt. Gezielter Missbrauch könnte verfolgt werden. Meist beenden die Polizisten aber nur bestimmt das Gespräch. Sie können auch einen Knopf für eine schnelle Bandansage drücken: "Das ist kein Grund für einen Notruf bei der Polizei Berlin."
Die Kampagne hängt auch damit zusammen, dass die Berliner Polizei kürzlich eingestehen musste, die 110-Anrufer immer länger in der Warteschleife hängen zu lassen. Im ersten Halbjahr 2016 wurden nur 62 Prozent der Notrufe innerhalb der ersten zehn Sekunden angenommen. Alle anderen mussten länger warten, zum Teil mehrere Minuten. 2014 und 2015 kam die Polizei immerhin noch auf eine Quote von 70 Prozent. Erklärtes Ziel ist es aber, 90 Prozent der Anrufe nach spätestens zehn Sekunden anzunehmen.
Tamborini appelliert: "Niemand sollte einfach aus Bequemlichkeit den Notruf wählen und andere dafür in der Warteschleife hängen lassen. Einfach mal an die Mitmenschen denken, wäre gut." Für normale Fragen gibt es ein extra Bürgertelefon der Polizei (030 4664 4664).
Beim ersten Beispiel im Twitter-Einsatzkanal der Polizei beschwerte sich ein Anrufer: "Der Ladenbetreiber will meine Pfandflaschen nicht annehmen, der muss die doch zurücknehmen." Es ging dann weiter mit: "Können Sie mir sagen, wo das Amtsgericht Tiergarten ist?", "Meine Schwiegertochter will an mein Erbe" und "Mir ist eine Katze zugelaufen. Wollte fragen, ob die jemand vermisst."
Auch das kommt vor:
"Ich habe eine Freundin, die ist geistig nicht auf der Höhe. Die will ich nicht mehr als Freundin."#live#NoNotruf
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 21. November 2016
"Die Reparatur meiner Heizdecke dauert nun schon 5 Wochen."#live#NoNotruf
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 21. November 2016
Der Hashtag #NoNotruf rangiert unter den Trending Topics bei Twitter. Die User begrüßen die Aktion und machen sich so ihre eigenen Gedanken:
Pietro schubst Sarah.
— SchneeMatschKind (@wutzstock) 21. November 2016
#NoNotruf
#NoNotruf von @PolizeiBerlin_E läuft: Blick in die Seelen der Großstadtbewohner - von banal bis erschreckend
— Jürgen Auer (@JuergenAuer) 21. November 2016
Die Tweets zu #nonotruf bzw. #nonotfall sind extrem lustig, zeitgleich ist es aber auch unfassbar, wie oft die 110 unnötig gewählt wird.
— Mareike (@Konfettiregen_M) 21. November 2016
Für die Berliner Polizei ist es nicht die erste Twitter-Aktion. Ende Mai verfassten die Beamten unter dem Hashtag #24hPolizei mehr als 1380 Tweets, um ihr Arbeit zu dokumentieren. Auch hier kamen die skurrilsten Fälle am besten an.
(am/mit dpa)