Der Postillon hat ja inzwischen eine erschreckend große Menge an Fans bei Facebook – über 1,2 Millionen. Früher waren das ein paar zehntausend. Mit der Zahl der Fans steigt auch die Zahl der Idioten. Und wenn es mal tausend Idioten gibt, die kommentieren, dann merkt man das eben. Aber eigentlich finde ich die Kultur recht hoch. Der Postillon bekommt bei Facebook inzwischen sehr viel mehr Kommentare als früher, das können schon mal mehr als tausend pro Post sein. Und gerade bei den Kommentaren, die direkt auf unserer Homepage unter den Artikeln abgegeben werden, hat sich eine sehr gute Kultur entwickelt. Das hat fast schon Forumscharakter: mit einem harten Kern an Usern, bestimmten Regeln und Running Gags.

SZ.de hat kürzlich das Kommentarwesen umgebaut. Es gibt jetzt nur noch drei Themen pro Tag, über die in einem moderierten Bereich diskutiert werden kann, gleichzeitig werden unter allen Artikeln die Facebook-Kommentare angezeigt.

Ich kann das nachvollziehen. Bei großen Nachrichtenseiten geht es ja teilweise ganz schön ruppig zu. Aber der Kern des Problems ist ja nicht die Frage: Kommentare oder keine Kommentare? Sondern das Selbstverständnis der Redaktionen. Da wird vielfach zu wenig mit den Lesern wirklich diskutiert.

Über welche Themen wird bei Ihnen am eifrigsten diskutiert?

Eigentlich über alles. Besonders aber über alle kollektiven Großereignisse. Während der Fußball-WM hatten wir ein ziemliches Traffic-Hoch. Im Juli waren es sieben Millionen Unique User und 22 Millionen Seitenaufrufe.

Der Postillon profitiert davon, dass viele Artikel viral sehr stark geteilt werden. Was ist Ihr Rezept für eine gute Viral-Headline?

Wir haben eine Gegenteil-Strategie zum Heftig-Style. Wir verraten in der Überschrift gleich alles. Das finde ich sehr fair dem Leser gegenüber. Da kann es zwar schon passieren, dass unsere Links auf Facebook oder Twitter geteilt werden, ohne dass man die Artikel tatsächlich gelesen hat, aber das spricht auch für ein großes Vertrauen in den Postillon als Absender. Und dann liest es halt der nächste User.

Der Postillon ist zu Beginn auch dank Facebook so groß geworden. Welche Rolle spielt der Traffic aus dem Social Web inzwischen?

Facebook ist noch immer der wichtigste Traffic-Bringer. Inzwischen steigt der Anteil unserer Mobile-Leser aber auch sehr stark.

Liegt das an der App?

Ich gehe eher davon aus, dass es Whatsapp ist. Die User schicken sich dort offensichtlich gerne gegenseitig Links zu unseren Artikeln.


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Sie arbeitet als freie Journalistin für die W&V. Sie hat hier angefangen im Digital-Ressort, als es so etwas noch gab, weil Digital eigenständig gedacht wurde. Heute, wo irgendwie jedes Thema eine digitale Komponente hat, interessiert sie sich für neue Technologien und wie diese in ein Gesamtkonzept passen.