DLD Woman 2013:
Julia Jäkel: "Ich will mich nicht rechtfertigen müssen"
Wenn es um erfolgreiche Medienfrauen geht, dann fällt unweigerlich der Name Julia Jäkel. Die Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr sprach auf dem Burdas DLD Woman über weibliches Selbstverständnis und Medien. W&V-Autorin Lisa Priller-Gebhardt war dabei.
Das ist das Schöne an der Digitalkonferenz DLD von Hubert Burda Media: Dort werden regelmäßig ein paar Gesetze außer Kraft gesetzt, die sonst in der Medienwelt als fest zementiert gelten. So staunten vor allem die Medienjournalisten nicht schlecht, dass die Münchner Gruner + Jahr-Chefin Julia Jäkel zum Panel gebeten haben. Die begnadete Strippenzieherin und DLD-Organisatorin Steffi Czerny soll Jäkel zu Burda gelotst haben.
Zum Thema "Das weibliche Selbstverständnis und die Medien", hatte Julia Jäkel einiges zu sagen. Unter ihrer Federführung im Verlagsbereich von "Brigitte" wurde 2009 das "No Models"-Prinzip eingeführt. Ein Marketing-Scoop, über den weltweit berichtet wurde. Doch à la longue habe sich gezeigt, dass das Thema aus zwei Gründen keine Zukunft haben konnte. Jäkel: "Wir haben das 'No-Models'-Prinzip bei 'Brigitte' eingeführt, um Druck von den Frauen zu nehmen. Stattdessen haben wir Druck aufgebaut, wie sich anhand der Reaktionen der Leserinnen feststellen ließ. Uns wurde vorgeworfen, wir würden nur Frauen mit tollen Jobs und einem erfüllten Familienleben abbilden." Das habe noch mehr Druck aufgebaut, weil sich Leserinnen mit vermeintlich normalen Frauen verglichen. Der zweite Grund war die Cover-Gestaltung. Titel mit professionellen Models hätten sich doch besser verkauft.
Um das Bild der Frauen in den Medien deutlich zu verändern, braucht es vermutlich auch mehr Frauen in leitenden Jobs. "Wir haben nicht genug Frauen in Führungspositionen in den Medien", sagt Jäkel und bemängelt, dass es zu wenige positiv besetzte weibliche Vorbilder für junge Frauen gibt. "Frauen, die auch im Job Frau bleiben, sich für Mode interessieren und gleichzeitig eine fröhliche Familie haben", so Jäkel, selbst zweifache Mutter. Bei Frauen würden, so hätten das Studien gezeigt, andere Maßstäbe angesetzt, als bei Männern.
Während das Wort "ehrgeizig" bei Männern positiv belegt ist, wird es bei Frauen negativ ausgelegt, so Jäkel und zitiert das berühmte Heidi/Howard-Experiment, das zwei Professoren an der Harvard Business School durchführten: Sie verteilten den in zwei Gruppen unterteilten Studierenden den Lebenslauf der tatsächlich existierenden Unternehmerin Heidi Roizen. Bei der einen Gruppe lautete das CV auf den Namen Heidi, bei der anderen Gruppe lautete das exakt gleiche CV auf den Namen Howard. Beide Gruppen waren sich einig, was die Tüchtigkeit von Heidi/Howard betraf, die Lebensläufe waren ja auch identisch. Aber: In der Wahrnehmung klafften die beiden auseinander. Heidi empfanden die Studierenden als unsympathisch, selbstsüchtig und als "Person, mit der man nicht zusammenarbeiten möchte". Für Howard dagegen wollte man sehr gerne arbeiten.
Mit Blick auf ihre eigene Karriere sagt Jäkel: "Ich will mich nicht rechtfertigen müssen und ich will mich nicht schuldig fühlen für meine Entscheidungen."