Bundestagswahl 2017:
Facebook lässt auch in Deutschland Fake News markieren
Facebook will auch in Deutschland härter gegen die Verbreitung gefälschter Nachrichten vorgehen. Aber die Arbeit macht Facebook nicht direkt, sondern ein Partner. Und der arbeitet erst mal sogar ohne Bezahlung.
Facebook will im Jahr der Bundestagswahl auch in Deutschland härter gegen die Verbreitung gefälschter Nachrichten vorgehen. Aber die Arbeit macht das Unternehmen nicht selbst, sondern ein Partner. Das Recherchezentrum Correctiv soll künftig von Nutzern gemeldete Inhalte prüfen und gegebenenfalls als zweifelhaft auszeichnen, kündigte das weltgrößte Online-Netzwerk am Sonntag an.
Außerdem sollen ähnlich wie in den USA die Möglichkeiten, mit sogenannten Fake News Geld zu verdienen, eingedämmt werden. Facebook war unter massive Kritik geraten, nachdem sich im US-Wahlkampf in großem Stil Falschmeldungen über das Netzwerk ausbreiteten. "Wir werden Berichte von Facebook-Nutzern verwenden und nach weiteren Merkmalen Ausschau halten, die typisch für Falschmeldungen sind, um basierend darauf Beiträge an die Organisationen weiterzuleiten," heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.
Die Nutzer werden die Möglichkeit bekommen, einen Beitrag als potenzielle Falschmeldung zu markieren, erklärte der zuständige Facebook-Manager Guido Bülow. Damit werde ein mehrstufiger Prozess der Prüfung eingeleitet, am Ende werde neben einem Beitrag mit als falsch erkannten Informationen ein entsprechender Warnhinweis stehen, sowie eventuell ein Link zu einem Artikel mit tatsächlichen Fakten.
"Das Posting an sich verschwindet nicht auf der Plattform, wir verstecken es nicht, Leute können es weiterhin teilen". Der Warnhinweis bleibe aber bei der weiteren Verbreitung angeheftet. "Es kann auch sein, dass wir bei unglaubwürdigen Artikeln die Sichtbarkeit reduzieren." Beiträge, die gegen Gesetze oder Facebooks Richtlinien verstoßen, würden hingegen entfernt.
Im US-Wahlkampf sollen einige ein gutes Geschäft damit gemacht haben, aufsehenerregende Nachrichten zu erfinden: Sie wurden von Nutzern
angesehen und weiterverbreitet - und die dabei angezeigte Werbung ließ bei den Autoren die Kassen klingeln. Dagegen will Facebook nun vorgehen, wie in den USA bereits Mitte Dezember angekündigt wurde. "Wenn es sich um Klickschleudern handelt, die in der Vergangenheit schon häufiger mit Fälschungen aufgefallen sind, könnte es für das System ein Signal sein, sie eher herauszufiltern", erklärte Bülow.
Correctiv bekommt kein Geld von Facebook. "Wir sind überzeugt, dass alles getan werden muss, um der Verbreitung von gefälschten Nachrichten in sozialen Netzwerken entgegenzutreten", erklärte der Leiter des Recherchezentrums, David Schraven. Facebook will auch weitere Partner für den Kampf gegen gefälschte Nachrichten gewinnen.
Im Wahlkampf in den USA hatten sich vor allem Fake News zu Gunsten des künftigen Präsidenten Donald Trump erfolgreich bei Facebook
weiterverbreitet. Dazu gehörte zum Beispiel die erfundene Nachricht, dass Papst Franziskus ihm seine Unterstützung ausgesprochen habe.
Zugleich gab es falsche negative Berichte über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Kritiker warfen Facebook vor, dass es damit möglich geworden sei, das Wahlergebnis durch Lügen zu beeinflussen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg bestritt, dass Falschmeldungen die Wahl entschieden hätten. In Deutschland wird mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst ebenfalls eine Welle von falschen Informationen befürchtet. (dpa/red)