Rocket Internet :
"Eine Art moderne Sklaverei": DGB kritisiert Portale wie Helpling
Neue Vermittlungs-Portale wie Helpling von Rocket Internet oder Homejoy rufen die Kritik von Verbraucherschützern und Verbänden hervor.
Neue Vermittlungs-Portale wie Helpling von Rocket Internet oder Homejoy rufen die Kritik von Verbraucherschützern und Verbänden hervor. Von intransparenten Geschäftsbedingungen und moderner Tagelöhnerei ist die Rede. Der Bundesverband haushaltsnaher Dienstleistungsunternehmen und der Verband der Gebäudereiniger machen bereits Stimmung gegen die neue Konkurrenz, nun greift auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu drastischen Vergleichen:
"Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie hier eine Art moderne Sklaverei entsteht, mit einem Wettbewerb um Löhne nach unten", sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann der Nachrichtenagentur dpa im Vorfeld des IT-Gipfels der Bundesregierung. Den neuen digitalen Billigjobs ohne Arbeitnehmerrechten solle der Kampf angesagt werden. Auf dem Nationalen IT-Gipfel an diesem Dienstag in Hamburg stehen Wettbewerb, Sicherheit und Arbeiten im digitalen Wandel im Zentrum. Neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehreren Kabinettsmitgliedern werden unter anderem Vorstände großer deutscher Unternehmen erwartet.
Hoffmann warnte: "Die vermeintliche Freiheit, einfach Geld zu verdienen mit Jobs wie Crowdworking oder über digitale Putzhilfenvermittler könnte sich als Falle entpuppen." Dann entstehe ein digitales Proletariat ohne jeden sozialen Schutz. Beim Crowdsourcing oder -working vermitteln Online-Plattformen einfache Aufgaben von Unternehmen, die Mitarbeiter am PC etwa daheim erledigen. Sozialversicherungsbeiträge und Zuschläge etwa für Nachtarbeit fallen weg. Die Leute sollen dafür zum Beispiel bestimmte Daten abgleichen, Adressen recherchieren, Bilder verschlagworten. Der DGB-Chef versicherte: Die Gewerkschaften würden sich dem stellen.
"Warum sollen in der digitalen Welt keine Arbeitnehmerrechte gelten?", so Hoffmann. Er räumte ein, es sei noch offen, wie sich Tarifverträge und Mitbestimmung übertragen lassen. "Da wird es sicher kreative Antworten geben, die in diese Welt passen." Doch ohne gehe es nicht. "Online-Unternehmen sind auch nur Unternehmen mit realen Mitarbeitern, Auftragnehmern und Kunden, die reale Verträge abschließen müssen."
Die Kritik an der Digitalisierung bestehender Branchen lässt sich in Deutschland auch an dem Rechtsstreit der Taxibranche gegen den Fahrdienst-Vermittler Uber ablesen. Diese "Endstufe des Silicon-Valley-Denkens ruft Widerstand hervor. Aus Sicht von Kritikern ist fraglich, ob nicht Vorschriften etwa zum Schutz von Fahrern, Reinigungskräften oder Konsumenten ausgehebelt werden.
Ein weiteres Thema auf dem IT-Gipfel wird die ständige Erreichbarkeit von Arbeitnehmern durch den Chef via Smartphones, Tablets und Notebooks sein. Das Bundessozialministerium erwägt dagegen derzeit eine Anti-Stress-Verordnung. (dpa/fm)