Zukunft der Spieleindustrie:
Dobrindt: "Das Computerspiel ist ein Kulturgut"
Keine bloße Spielerei: In Games sieht Bundesminister Alexander Dobrindt auch Kulturgut und Innovationstreiber. Ein Gespräch über Spiele, Games als Wirtschaftsfaktor - und Schildkrötenpanzer.
Bei den Zuständigkeiten von Bundesminister Alexander Dobrindt denkt man nicht gleich an Gaming. Dabei fällt auch die Förderung dieser Branche in seinen Bereich. Er will sie als Innovationstreiber nutzen und stärker fördern, durchaus mit der Filmförderung als Vorbild. Ein Gespräch über Spiele als Kulturgut, den Standortfaktor Kreativwirtschaft - und Schildkrötenpanzer.
Herr Minister Dobrindt, die Themen Spiele und Spieleförderung fallen in Ihr Ministerium. Als Eröffnungsredner beim Deutschen Computerspielpreis haben Sie auch kurz Ihre persönliche Verbindung zu dem Thema hergestellt – dass das Spiel "Mario Kart" in Ihrer Altersgruppe ein großes Ding gewesen sei. Ich kann mich auch erinnern, damit Nachmittage verbracht zu haben. Liegt die Entwicklung von Spielen zum Breitenthema also auch daran, dass sowohl Spiele als auch Spieler erwachsener geworden sind? Dass auch die Akteure einen anderen Zugang dazu haben als früher?
Einen wesentlichen Grund sehe ich in der rasanten und faszinierenden Weiterentwicklung der Technik. Die Spiele sind heute von einer ganz anderen Qualität als noch vor Jahren. Wir wollen die Chancen auf Innovation, Fortschritt und neue Beschäftigung nutzen, die in der Spielebranche stecken und Deutschland zum führenden digitalen Standort in Europa ausbauen. Das Computerspiel ist ein Kulturgut und die Computerspielbranche spielt als Innovationstreiber eine wichtige Rolle. Klassiker wie "Mario Kart" sind übrigens immer noch sehr beliebt.
Spielebranche und Spieleförderung berühren ganz verschiedene Bereiche: Kultur, Wirtschaft und Digitales. Wie schwierig ist es hier innerhalb des Politikbetriebs, die Relevanz den verschiedenen Akteuren zu verdeutlichen?
Das moderne Verständnis von Games bedeutet, dass Computerspiele nicht nur Spaß machen oder aufwendig produziert sind. Sie schaffen auch die Basis für Anwendungen und Funktionen, die wichtige Bestandteile einer zukunftsfähigen Infrastruktur werden – denken wir etwa nur an moderne Verkehrsleitsysteme oder den Bereich der Smart Cars. Hier sehe ich auch den deutschen Computerspielpreis als Werbeträger. Unser Ziel ist es, mit dem Preis qualitativ und kulturell hochwertige, innovative Spiele zu fördern und die Leistungen der Games-Branche einem breiten Publikum bekannt zu machen.
Kann man für den Ausbau der Spieleförderung aus dem etablierten Feld der Filmförderung lernen?
Ich denke schon. Zum Beispiel kann durch öffentliche Würdigung die Wahrnehmung erhöht werden. Der Deutsche Computerspielpreis ist mit dem Deutschen Filmpreis auf jeden Fall vergleichbar.
Was bedeutet Gaming für Deutschland als Standort für Kreativwirtschaft? Bietet das neue Chancen?
Der Zugang zur digitalen Welt wird über die Zukunftschancen der nächsten Generation entscheiden. Wir wollen die Chancen auf Innovation, Fortschritt und neue Beschäftigung nutzen und Deutschland zum führenden digitalen Standort in Europa ausbauen. Die Kreativwirtschaft ist ein wichtiger Standortfaktor und die Computerspielbranche spielt als Innovationstreiber eine wichtige Rolle. Der Deutsche Computerspielpreis wird nicht von ungefähr alternierend in Berlin und München vergeben; zwei Regionen, in denen die deutsche Kreativwirtschaft besonders stark ist.
Die Politik engagiert sich bei diesem Thema zunehmend – was ja auch Ihr Engagement und das anderer Vertreter rund um den Computerspielpreis zeigt. Was will die Bundesregierung darüber hinaus noch zur Förderung der Spielebranche tun?
Die Potenziale werden zunehmend erkannt und geschätzt. Ich werde auf jeden Fall weiterhin die Branche durch den Deutschen Computerspielpreis fördern. Dies ist mir auch deshalb wichtig, um die gute Arbeit der Branche einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen und deutsche Entwickler zu unterstützen.
Nehmen wir nochmal die Kurve zum Anfang, da "Mario Kart" so gut die Bereiche ihres Ministeriums – Verkehr und digitale Infrastruktur – verbindet. Was war Ihr Favorit im Einsatz gegen die Konkurrenz: Schildkrötenpanzer oder Bananenschale?
Ganz klar der Schildkrötenpanzer.
Die ursprüngliche Fassung dieses Artikels erschien im Kontakter. Abo?