Bezhalschranke:
Digital-Abos der Welt sind kein zufälliger Erfolg
Die "Welt" das erste halbe Jahr mit Bezahlmodell als "sehr ermutigend". Paid-Content-Experte Marco Olavarria wertet auf W&V Online die Zahlen ebenfalls als Erfolg und gibt eine Einschätzung mit Blick auf den internationalen Markt.
Mit Spannung hat die Medien-Branche auf die Zahlen des "Welt"-Digitalabos gewartet. Als erste überregionale Zeitung in Deutschland hat die "Welt" Ende 2012 die Bezahlschranke hochgezogen. Wenn nun 47.000 Kunden bereit sind, für Online-Artikel auf welt.de zu bezahlen, ist das ein Signal für die ganze Branche und "die Zeit", "Süddeutsche", "FAZ" und das "Handelsblatt" - die alle angekündigt haben, Paid Content einzuführen - dürften die Nachricht sehr interessiert haben.
Stephanie Caspar, Verlagsgeschäftsführerin der Welt-Gruppe nennt das erste halbe Jahr mit Bezahlmodell als "sehr ermutigend". Und auch Paid-Content-Experte Marco Olavarria wertet die Zahlen als Erfolg. Er ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Kirchner + Robrecht. "Allerdings wurde das Thema bei Axel Springer auch systematisch geplant und entwickelt", gibt er zu bedenken. Der Erfolg sei daher kein Zufall und das Ergebnis einer mutigen Investitionsstrategie, denn nicht nur die Arbeitstage in den unterschiedlichen Abteilungen, etwa Redaktion, Vertrieb, IT, sondern auch die Technologie und die Vermarktung verursachen Kosten.
Zahlen aus den USA zeigen, dass dort die Medienhäuser, die mit Paid Content am erfolgreichsten sind, innerhalb des ersten Jahres ein Prozent ihrer Online-Nutzer in Online-Abonnenten umwandeln können. Bei der "Welt" mit 8,5 Millionen Unique Usern im Monat laut Agof entspräche dies 85.000. Nach einem halben Jahr schon bei 47.000 zu sein, sei da ein sehr guter Wert, rechnet Olavarria vor – auch wenn Springer nichts darüber bekannt gegeben hat, wie viele der 47.000 Test-Abos sind.
Dennoch scheint das Erreichen einer Konvertierungsquote von einem Prozent nach einem Jahr realistisch zu sein. Im Verhältnis zur Printauflage – die Gesamt-Aboauflage der "Welt" lag im zweiten Quartal 2013 bei rund 105.000 – ist der bereits erreichte Wert ebenfalls beachtenswert. Auch wenn ein Print-Kunde für sein Abo freilich deutlich mehr zahlt als für ein Online-Abonnent und daher für den Verlag auch einen anderen Stellenwert hat.
Auf andere Nachrichtenportale lässt sich dieser Wert aber nicht ohne weiteres übertragen. "Denn im Metered-Modell können nur die Intensivnutzer als Digital-Abonnenten gewonnen werden und die Nutzerstrukturen unterscheiden sich von Marke zu Marke mitunter recht deutlich."